Von 1933 bis 1945 entwickelt sich Continental zu einem wichtigen Zulieferer der NS-Rüstungs- und Kriegswirtschaft.
Die Unternehmenskultur verschiebt sich von einem liberalen Unternehmen zu einem NS-Musterbetrieb.
Nach der „Machtergreifung“ durch die Nationalsozialisten verschiebt sich die Continental-Unternehmenskultur von einem liberalen internationalisierten Unternehmen mit ausgeprägter gewerkschaftlicher Orientierung zu einem NS-Musterbetrieb. Bei Betriebsappellen, auf Feiern zum 1. Mai oder in der neuen Werkzeitung wird die NS-Gefolgschaftsideologie zelebriert. Entsprechend den neuen politischen Verhältnissen werden Aufsichtsräte und leitende Angestellte mit jüdischem Familienhintergrund zum Rücktritt bzw. Verzicht auf eine Wiederwahl gedrängt.
Schon vor Beginn des Zweiten Weltkriegs stellt Continental Produkte für die Rüstungsindustrie her, doch dieses Geschäft spielt zunächst nur eine marginale Rolle. Wichtiger ist die Produktion zahlloser Verbrauchsgüter des täglichen Bedarfs; neben Reifen beispielsweise Schnuller, Spielzeug, Handschuhe und Schuhabsätze aus Gummi, Fuß- und Tennisbälle sowie Wärmflaschen und chirurgische Verbandsstoffe.
Der „Vierjahresplan“ der Nationalsozialisten erzeugt ein Netzwerk aus einerseits hochspezialisierten und andererseits in großtechnischer Serienfertigung arbeitenden Klein-, Mittel- und Großbetrieben, zu denen auch Continental zählt. Sie bilden als Zulieferindustrie das Rückgrat der nationalsozialistischen Kriegswirtschaft und sind für deren anfängliche Erfolge maßgeblich mitverantwortlich. Continental integriert sich nahtlos in das System der NS-Kriegswirtschaft und konzentriert sich dabei auf rüstungswichtige Produkte. Gefertigt werden beispielsweise Pkw-, Lkw-, Zweirad- und Flugzeugreifen, Gasmasken, Keilriemen, Schuhsohlen sowie Panzerbänder. Das Unternehmen profitiert erheblich von der NS-Mobilisierungs- und Rüstungspolitik.
Während des Kriegs ist der Arbeitsalltag geprägt von Leistungstreiberei, Arbeitszeitausdehnungen zur 60-Stunden-Woche und Zwängen, das vorgeschriebene Fertigungs-Soll zu erreichen. Continental setzt in diesen Jahren auch Zwangsarbeiter in der Produktion ein. Die Arbeits- und Lebensbedingungen der rund 10.000 Menschen – darunter belgische und dänische Leiharbeiter, französische Kriegsgefangene, niederländische Zwangsarbeiter, „Ostarbeiter“ und KZ-Häftlinge – sind menschenverachtend.
Bis Kriegsende sind die Continental-Werke heftigen Luftangriffen ausgesetzt. Das Stammwerk in Hannover-Vahrenwald wird fast vollständig zerstört.
Continental hat eine umfangreiche wissenschaftliche Studie zur Verstrickung des Unternehmens mit dem NS-Regime in Auftrag gegeben. Die Studie wurde durch den Unternehmenshistoriker Prof. Paul Erker erstellt und ist unter dem Titel „Zulieferer für Hitlers Krieg. Der Continental-Konzern in der NS-Zeit“ im Verlag De Gruyter Oldenbourg veröffentlicht.