Armaturenbrett war gestern
Armaturenbrett war gestern
Was bei den ersten Benzinkutschen des 19. Jahrhunderts ein mit Bohrungen versehenes Holzstück war, in das man Messgeräte und Instrumente schraubte, ist heute ein echtes Hightech-Objekt: Das Armaturenbrett. Die modernen Displays unserer Tage werden immer digitaler, leistungsstärker, intuitiv nutzbarer. Und: Kein Ende der atemberaubenden Entwicklung ist in Sicht – im Gegenteil.
Der Urahn stammt noch aus der Kutsche
Der Begriff des Dashboards stammt tatsächlich noch aus der Zeit, als man mit Pferdekutschen unterwegs war. Denn früher war das Dashboard lediglich ein schützendes Brett, das den Fahrer davor bewahrte, vom aufspritzenden (dashed-up) Dreck aus den Hufen der Pferde beschmutzt zu werden. Der Name ist bis heute geblieben, doch nun, ein Jahrhundert später, hat dieses Dashboard eine komplexe und schier unendliche Fülle von Funktionen und Aufgaben rund um Information, Kommunikation und Komfort übernommen.
Vom Armaturenbrett zum Curved Plastic Lense Display
Die Zeit analoger Rundinstrumente ist vorbei. Längst arbeiten Automobilhersteller in aller Welt daran, gleich mehrere Displays nahtlos in das moderne Cockpit zu integrieren. Die Verschmelzung von Kombiinstrumenten und zentralen Displays in einer Lösung stellt jedoch besondere Anforderungen an Ästhetik und Systemintegration, zumal die ablenkungsfreie Nutzung während der Fahrt das Maß aller Dinge bleibt. Mit dem Curved Plastic Lense Display gelingt nun erstmals neben der Integration aller relevanten Funktionen auch die nahtlose optische Integration. 3D-verformte Kunststoffdeckgläser machen es möglich: Sie erlauben ein maximal flexibles Design und bieten dem Fahrer ein völlig neues, begeisterndes Fahrerlebnis, noch dazu ist der Kunststoffeinsatz kostengünstiger als herkömmliches Echtglas. Eine ausgezeichnete Idee – so sah es u. A. auch die Fachjury des Rates für Formgebung, die den German Innovation Award 2019 für Excellence in Business to Business verlieh.
Die neue Dimension des Sehens
Ein Stoppschild, rot leuchtend schwebend vor dem Display. Häuserzeilen, die aus dem Navigationsgerät herauszuwachsen scheinen. Richtungspfeile, die in die Tiefe des Raums führen. Eine solche dreidimensionale Darstellung von Informationen ist jetzt möglich – und sie ist vor allem praktisch, da der Fahrer die wichtigeren Informationen nun schneller wahrnehmen kann. Darüber hinaus wird die Interaktion zwischen Fahrer und Fahrzeug komfortabler und intuitiver, da sie sich der realen Welt annähert. All dies leistet das neue Continental 3D-Display, das auf der innovativen Natural-3D-Lightfield-Technologie des Unternehmens Leia Inc. aus dem Silicon Valley basiert.
Quantensprung im räumlichen Sehen
Faszinierend, und zwar nicht nur für den Fahrer: Erstmals können auch Mitfahrer auf dem Beifahrersitz und auf den Rücksitzen das gleiche 3D-Bild von ihren Sitzpositionen aus erleben. Die Qualität der Anmutung des „Natural 3D Instrument Cluster“ ist um ein Vielfaches besser als bei herkömmlichen 3D-Darstellungen. Das räumliche Bild setzt sich aus insgesamt acht Perspektiven des gleichen Objekts zusammen, die je nach Blickposition leicht variieren können. So wandert der Blick auf das Lightfield-Display mit jeder Veränderung des Blickwinkels des Betrachters – eine natürliche Wiedergabe von Informationen, die ganz ohne Spezialbrillen oder Kameras zur Erfassung von Kopfbewegungen auskommt und dadurch weitere Kosten spart. Lightfield-Technologie hatte bereits ihr erfolgreiches Marktdebüt in den USA, wo sie auf Smartphone-Displays in Kooperation mit AT&T und Verizon zum Einsatz kam: Dort konnten die Nutzer bereits Gaming, Filme oder Augmented-Reality-Darstellungen in hoher 3D-Qualität erleben.
Das Fahrzeug als größeres Smartphone
Was ist mit der Lightfield-Technologie noch erreichbar? So gut wie alles, davon ist David Fattal, Mitbegründer von Leia Inc, überzeugt. Wenn neben der eigentlichen Fahraufgabe immer mehr Freiräume für andere Tätigkeiten entstehen, gibt es gerade im Fahrzeug noch viele weitere Möglichkeiten – von Videogesprächen über die Internetnutzung bis hin zum Streaming von dreidimensionalen Filmen für die Beifahrer.
Das Auto ist eindeutig die nächste zu überwindende Grenze für den Mobilfunk. Für uns ist der Pkw eine größere, immersivere Version eines Smartphones mit voller Erfassung der Umgebung in 3D.
Tasten aus dem Nichts
Auch außerhalb eines zentralen Displays gibt es jede Menge Schalter im Cockpit. Doch – muss das so sein? Wäre ein maximal aufgeräumtes Dashboard nicht deutlich konzentrationsfördernder? So wenig Tasten wie möglich, mit maximaler Funktion und bitte auch noch ultraleicht zu bedienen: Diese optimierte Mensch-Maschine-Interaktion gibt Entwicklern manch harte Nuss zu knacken. Jetzt allerdings ist man wieder einen Schritt weiter: Mit den „Morphing Controls“, Bedienelementen, die sich wie von Geisterhand dreidimensional und leuchtend erst dann offenbaren, wenn sich die Hand des Fahrers der Oberfläche nähert. Hat der Fahrer die gewünschte Taste erfolgreich betätigt, spürt er zur Bestätigung einen kurzen Impuls. Sobald er seine Hand zurückzieht, verschwinden die Tasten wieder spurlos in der Oberfläche. Dahinter steckt keine David-Copperfield-Magie, sondern jede Menge findige Tüftelei: Ein eigenentwickeltes reversibel dehnbares Oberflächenmaterial in Kombination mit Näherungssensorik, Krafterkennung und haptischer Rückmeldung – so lässt sich der verblüffende Effekt erzielen, der Komfort und Aufgeräumtheit im Fahrzeuginneren steigert.
Mobilität von morgen auf der CES und der IAA
Im Januar 2020 fand in Las Vegas die Consumer Electronics Show stattt. Auch Continental war dort wieder vertreten, um neue Möglichkeiten der Mobilität auszuloten. Bereits im September 2019 konnten Besucher der IAA in Frankfurt hierzu die Zukunft selbst in die Hand nehmen: Continental zeigte dort den aktuellen Stand des Cross Domain Hub für das Fahrzeug-Cockpit von morgen. Das System bildet die Grundlage für die Interaktion zwischen Mensch und Fahrzeug im vernetzten Cockpit von morgen – und das auf höchster Qualitätsstufe. Der Cockpit-Demonstrator zeigte den beeindruckten Besuchern, wie verschiedenste Anzeigen vom Kombi-Instrument bis zum Mittelkonsolendisplay mit Internet-basierten Diensten zu einer Gesamtlösung verschmelzen – hier führt die Entwicklung weg von vielen einzelnen Steuergeräten, hin zu wenigen Hochleistungscomputern. Gleichzeitig können mehrere Betriebssysteme mit unterschiedlichen Sicherheitsanforderungen auf nur einem Rechner laufen. Die Betriebssysteme wie QNX, Integrity, Linux und Android Automotive können dabei sowohl aus Open-Source-Quellen als auch von Drittanbietern stammen.
Das Cockpit von morgen bringt zwei große Herausforderungen. Zum einen eine immer stärkere Trennung von Soft- und Hardware sowie die konsequente Öffnung für Open-Source-Software aus vielen Quellen und damit auch für neue Geschäftsmodelle. Zum anderen vor allem die Prozesse, mit denen sich diese neuen Anforderungen schnell, wirtschaftlich und hochgradig betriebssicher umsetzen lassen.
Berühren, steuern, staunen
Das digitale Fahrerdisplay stellt neben den klassischen Anzeigen auch die Ansicht der digitalen Rückspiegel dar. Im manuellen Modus erhält der Fahrer wichtige Fahrinformationen und kann z. B. per Gestensteuerung Inhalte wie hoch aufgelöste Navigationskarten aus dem Beifahrerdisplay auf seinen Bildschirm herüberholen. Währenddessen kann der Beifahrer ganz entspannt einen Spielfilm genießen. Schaltet der Fahrer in den automatisierten Fahrmodus, fährt das Display vollständig hoch und bietet nun auf voller Fläche alle Internet-basierten Dienste und Apps an, die sonst nur auf der Beifahrer-Seite zur Verfügung stehen. So kann die Zukunft aussehen – auf den Messeständen von Continental ist sie bereits Gegenwart.