Continental präsentiert 2-Kanal-Motorrad-ABS mit integrierter Sensorik
- Continental hat eine neue, höher integrierte 2-Kanal-ABS-Generation entwickelt, die Kosten und Bauraum spart sowie die Fertigung beim Hersteller vereinfacht
- Bewährtes Know-how ist die Grundlage für die Option, ein innovatives Sensorelement direkt im 2-Kanal-ABS zu integrieren
- Die Serienfertigung des neuen Systems mit der Bezeichnung MK 100 MAB PYA läuft für den ersten großen Motorradhersteller Anfang 2024 an
Frankfurt, 11. November 2022. Das Technologieunternehmen Continental hat eine neue Generation ihres kompakten 2-Kanal-ABS für Motorräder entwickelt. Bei diesem System (MK 100 MAB PYA) wird ein neuer Sensortyp optional direkt auf der Platine des ABS integriert. Dank dieser Hochintegration ist keine separate Sensorbox mehr erforderlich. Der mechanische Halter dafür am Motorrad entfällt, es wird kein Kabelbaum benötigt, und die Fertigung wird für den Motorradhersteller einfacher. Zudem ist die Integration des Sensors auf der Leiterplatte deutlich kostengünstiger als eine separate Box, was besonders in Volumenmodellen relevant ist.
Ein ABS sichert bei Vollbremsungen einen möglichst kurzen Bremsweg und der Fahrer und die Fahrerin behalten damit in Extremsituationen die Kontrolle. Mit der Zusatzfunktion des optimierten Kurvenbremsens (oCB) gilt das auch für Gefahrenbremsungen in Schräglage: Ab einem bestimmten Neigungswinkel regelt ein ABS mit oCB die Bremsen noch feinfühliger ein, um ein Aufstellen der Maschine in der Kurve und damit einen Kontrollverlust zu verhindern. Voraussetzung für solche umfassenden Sicherheitsfunktionen sind Sensoren, die bisher als separate Einheit am Motorrad verbaut wurden. „Mit der Sensorintegration bei unserem neuen 2-Kanal-ABS schaffen wir die Voraussetzung für umfassende Schutzfunktionen und damit noch mehr Sicherheit. Auch sinkt der Bauraumbedarf am Motorrad, was ein großer Vorteil für unsere Kunden ist“, sagt Lothar Kienle, Entwicklungsleiter Motorrad im Geschäftsfeld Safety and Motion bei Continental.
Neue Sensorik direkt auf der Leiterplatte
Continental liefert bereits seit 2006 ABS für Motorräder. Den Einstieg bildete das Integralbremssystem MIB, bei dem beide Bremsen koordiniert angesteuert werden, egal, ob und wie der Fahrer oder die Fahrerin in einer gefährlichen Situation beide Bremsen betätigt. Das erste 2-Kanal-ABS folgte bereits 2008. Bei einem 2-Kanal-ABS werden sowohl die Vorderrad- als auch die Hinterradbremse getrennt geregelt. Die Fertigung der zweiten Generation dieser Systeme, MK 100 MAB, lief 2015 an. Es ist diese Erfahrung und die bereits beim Integralbremssystem MIB ab 2018 genutzte Integration der Sensorik auf der Leiterplatte des ABS, die jetzt die Grundlage für die neue 2-Kanal-ABS Generation MK 100 MAB PYA bilden. PYA (Pressure, Yaw, Acceleration) bedeutet, dass die Sensorik alle drei Drehraten und alle drei Beschleunigungen im Raum misst. Das im Unternehmen vorhandene Know-how der Sensorintegration und der Sensorik insgesamt stammt aus jahrzehntelanger Erfahrung mit elektronischen Bremssystemen im Pkw. Start der Serienfertigung und Auslieferung des weiterentwickelten 2-Kanal-ABS an einen großen internationalen Motorradhersteller ist für das Jahr 2024 geplant.
Wenn der Motorradhersteller die Option mit integrierter Sensoreinheit wählt, erkennt ein innovatives Sensorelement im Inneren des ABS beim MK 100 MAB PYA die Querbeschleunigung und die Drehraten auf allen Raumachsen und liefert damit die Datengrundlage für erweiterte Schutzfunktionen. So optimiert das System die Bremsung in der Kurve und erkennt, wenn das Hinterrad abhebt. Trotz dieses höheren Integrationsgrades im ABS gelang es den Continental-Entwicklern, die hochkompakten Abmessungen der bisherigen Generation des 2-Kanal-ABS beizubehalten. „Das Interesse an unserem neuen 2-Kanal-ABS ist enorm“, berichtet Kienle weiter, „und das gilt keineswegs nur für den europäischen Markt, sondern im Gegenteil auch für große asiatische Volumenhersteller, die inzwischen immer mehr neue und verbesserte Funktionen für ihre kleinen und mittelgroßen Motorräder fordern.“
Die Schutzwirkung des ABS für Zweiradfahrer ist inzwischen allgemein anerkannt. Laut Continental Unfallforschung bietet ein Motorrad-ABS das Potential zur Unfallreduktion von rund 25 Prozent. Seit der serienmäßigen Einführung von ABS bei neu zugelassenen Motorrädern über 125 ccm in der Europäischen Union im Jahr 2016 ging allein in Deutschland die Zahl der getöteten Motorradfahrer und -fahrerinnen von 536 auf 473 im Jahr 2021 zurück. Auch sank im selben Zeitraum die Zahl der Motorradfahrunfälle mit Personenschaden von 8.607 auf 8.221. Mit höheren ABS-Ausstattungsraten und im Verlauf der Zeit ist mit einem weiteren Rückgang der Zahlen zu rechnen.
Sören Pinkow
Mediensprecher und Themenverantwortlicher Safety and Motion
Continental Automotive