Parken und parken lassen – Continental realisiert vollautomatisiertes Valet Parking
- In einem Demofahrzeug präsentiert Continental die neue Funktion des vollautomatisierten Valet Parking.
- Der Fahrer steigt in einer Übergabezone aus und lässt sein Fahrzeug autonom parken. Auf Anforderung fährt das Fahrzeug später auch selbstständig wieder vor.
- Continental demonstriert diese anspruchsvolle Funktion während der IAA im eigenen Firmenparkhaus am Standort in Frankfurt-Rödelheim.
- Elektrobit (EB) zeigt eine Valet-Parking-Funktion, die Umgebungsdaten aus der Cloud erhält.
Frankfurt am Main, 14. September 2017. Normalerweise gibt es den als „Valet Parking“ bezeichneten Parkdienst vor Hotels, Flughäfen, Restaurants, bei Veranstaltungen sowie in manchen Parkhäusern, wo der Fahrer am Eingang den Wagenschlüssel an einen Bediensteten übergibt. Dieser kümmert sich dann um die Parkplatzsuche sowie das Abstellen des Fahrzeugs und bringt bei Abholung das Fahrzeug an den Übergabepunkt zurück. Das Technologieunternehmen Continental hat eine Automationslösung entwickelt, die dem Auto selbst die Fähigkeit zum Valet Parking gibt.
Am Standort in Frankfurt zeigt Continental während der IAA im realen Fahrzeug, wie das geht: Der Fahrer verlässt den Wagen in einer Übergabezone vor dem Parkhaus und löst das Valet Parking aus. Daraufhin fährt das Fahrzeug automatisiert durch die Schranke, sucht sich einen freien Parkplatz und parkt dort ein. Drückt der Fahrer einen Knopf auf dem Mobiltelefon fährt das Auto später autonom wieder in der Übergabezone vor.
„Mit dem Valet Parking zeigen wir eine fahrerlose Fahrfunktion, die den Fahrer von einem lästigen Vorgang befreit“, erklärte Alfred Eckert, Leiter Zukunftsentwicklung in der Division Chassis & Safety bei Continental. „Das Valet Parking ist ein echter Komfort- und Zeitgewinn für den Fahrer. Es ist zugleich ein konkreter Schritt in die moderne Mobilität auf Basis des vollautomatisierten Fahrens.“
Die Entwicklung beim Valet Parking sieht zwei Schritte vor. In einem ersten Schritt navigiert das Fahrzeug selbstständig, erkennt freie Parkplätze und parkt vollständig autonom im Erdgeschoss eines Parkhauses ein. Fußgänger sowie querende Fahrzeuge werden erkannt und die Fahrstrategie dynamisch angepasst. Im Zuge der weiteren Entwicklung wird das System auch die Fähigkeit bekommen, Auf- und Abfahrtsrampen zu anderen Stockwerken zu bewältigen. „Nutzbar ist das Valet Parking heute schon, denn es wäre ja ohne weiteres möglich, das Erdgeschoss in einem Parkhaus für das automatisierte Parken zu reservieren“, so Eckert weiter.
Ein anpassungsfähiges System
Bei dem gezeigten Basis-Szenario des Valet Parking kommuniziert das System drahtlos mit der Zugangsschranke, sodass sich der Fahrer um nichts kümmern muss. Dafür ist eine gewisse Kommunikationsinfrastruktur im Schrankenbereich erforderlich, um den Zugang und die Abrechnung der Parkdauer zu automatisieren. Diese Technologie gibt es bereits in Parkhäusern, in denen sie mittels eines Radio-Frequency-Identification-Systems (RFID) von Dauerparkern genutzt wird. Da dieses Angebot heute noch nicht flächendeckend verfügbar ist, kann das Valet Parking auch so ausgelegt sein, dass die Übergabezone hinter der Schranke liegt. „In diesem Fall zieht der Fahrer noch das Ticket von Hand, fährt durch, steigt aus und übergibt den restlichen Parkvorgang an sein Auto“, erläuterte Benedikt Lattke, Projektleiter Fahrerassistenzsysteme und Automation in der Zukunftsentwicklung der Division Chassis & Safety. Entsprechend fährt das Auto später auch vor der Ausfahrtschranke wieder vor, damit der Fahrer das Parkticket bezahlen kann.
Das Valet Parking wurde so entwickelt, dass das Fahrzeug völlig unabhängig von der im Parkhaus vorhandenen Infrastruktur einen Parkplatz suchen kann. Es sind keinerlei Änderungen oder Investitionen in die Infrastruktur des Parkhauses wie Kameras oder Kontaktschwellen erforderlich. Im Demofahrzeug wird die Erkennung des Umfelds mit vier Nahbereichsradarsensoren, vier Surround View-Kameras und einer nach vorne gerichteten Monokamera realisiert. Mit diesen Sensordaten und einer digitalisierten Karte bestimmt das Fahrzeug seine genaue Position im Parkhaus und navigiert vollautomatisiert. Ein sensorbasierter Ansatz des Valet Parking mit Bewältigung von Rampen ist nach heutiger Einschätzung und je nach Kunde voraussichtlich bis zum Jahr 2022 realisierbar. „Das System kann aber auch Informationen des Parkhauses verarbeiten und daraufhin gezielt einen freien Platz ansteuern“, so Lattke.
Präzises Einparken auch auf engen Stellplätzen
Teil des Valet Parking ist auch ein präzises Einparken, das schon heute lediglich etwa 10 cm Platz ab der Spiegelaußenkante auf beiden Seiten des Fahrzeugs erfordert. „Da der Fahrer nicht mehr aus dem geparkten Fahrzeug aussteigen muss, lassen sich die häufig engen Stellplätze in Parkhäusern besser nutzen“, so Lattke. Außerdem rechnet Continental damit, dass sich die Parkgenauigkeit künftig noch weiter steigern lässt.
Elektrobit (EB), ein unabhängiges Tochterunternehmen von Continental, das über umfassende Erfahrung bei der Entwicklung von Softwaremodulen und -algorithmen für hochautomatisierte Fahrzeuge verfügt, zeigt die Fähigkeiten seiner Software in einer separaten Vorführung. Das Demofahrzeug nutzt das EB robinos Software-Framework und eine Anbindung an die Cloud, um Informationen zu den verfügbaren Parkplätzen einzuholen, das Auto einzuparken und selbst in engste Parklücken zu manövrieren. Durch die ständige Verbindung und Kommunikation mit der Infrastruktur der Parkgarage verbessert automatisiertes Valet Parking den Verkehrsfluss und verändert das Parken grundlegend. Das Fahrzeug nutzt über die Cloud Informationen zur Parkhausumgebung, um seine Route zum zugewiesenen Parkplatz zu finden und das Fahrzeug automatisch einzuparken.
Sören Pinkow
Mediensprecher und Themenverantwortlicher Safety and Motion
Continental Automotive