Kinder: In deutschen Autos wird am Steuer oft geschimpft, geschrien und gestritten
- ltern nehmen Vorbildfunktion am Lenkrad offenbar nur unzureichend wahr
- Viele Eltern telefonieren während der Fahrt trotz Verbots mit dem Handy am Ohr
- Der Nachwuchs in Deutschland fühlt sich dennoch im Auto sicher
Hannover, 4. April 2012. Eltern sollen Vorbilder für ihren Nachwuchs sein und auf einen gepflegten Umgangston und gute Sitten bedacht sein - so zumindest die Theorie. Diesem Anspruch werden Eltern im Auto aber bei weitem nicht immer gerecht, denn die Praxis zeichnet nach Aussagen ihrer Kinder ein gegenteiliges Bild: Eltern in Deutschland schimpfen (75 Prozent) im Auto oft wie die Rohrspatzen, schreien (54 Prozent) und streiten sich (41 Prozent) im Fahrzeug in Anwesenheit ihrer Kinder. 20 Prozent der Eltern telefonieren sogar mit dem Handy während der Fahrt, 45 Prozent der Eltern wird vom Nachwuchs mangelnde Konzentration am Steuer attestiert. Insgesamt sind Kinder in Deutschland jedoch mit dem Fahrstil der Eltern zufrieden (98 Prozent) und fühlen sich während der Fahrt sicher (94 Prozent). Das sind die wichtigsten Ergebnisse einer Umfrage unter 500 Kindern im Alter von vier bis 16 Jahren, die das Marktforschungsunternehmen OnePoll im Auftrag des internationalen Automobilzulieferers Continental in Verbindung mit der Verkehrswachtstiftung Niedersachsen durchgeführt hat.
Weitere Ergebnisse geben Einblick in die unterschiedliche Fahrweise – zumindest in der Wahrnehmung des Nachwuchses – von Vätern und Müttern: Obwohl die Mehrheit (73 Prozent) der befragten Kinder angeben, dass ihr Vater für gewöhnlich schneller fahre als die Mutter und mehr als ein Drittel der Kinder (37 Prozent) das Fahrverhalten des Vaters sogar als rüpelhaft einstuft, präferieren Kinder den väterlichen Fahrstil (49 Prozent).
„Unsere Kinder sind die Autofahrer von morgen. Eltern sollten deshalb auch am Lenkrad Vorbild sein. Es hat uns sehr überrascht, dass diese Verantwortung größtenteils nicht in dem Maße wahrgenommen wird. Deshalb ist es sehr wichtig, Eltern stärker zu sensibilisieren. Unser Ziel „Zero Accidents“ können wir nur erreichen, wenn innovative Sicherheitstechnologien heute und auch morgen auf vernünftige Fahrer treffen“, sagte Dr. Ralf Cramer, Continental-Vorstandsmitglied und Leiter der für Fahrsicherheitstechnologien zuständigen Division Chassis & Safety.
Fahrleistung insgesamt „gut“…
Dürften Kinder in Deutschland ihren Eltern ein Zeugnis für ihre Leistungen am Steuer ausstellen, so würde das Ergebnis insgesamt durchwachsen ausfallen. Gute Noten erhalten Eltern in Bezug auf Fahrstil und die Anzahl der Fahrten: 98 Prozent der befragten Kinder mögen im Großen und Ganzen den Fahrstil der Eltern. 49 Prozent bewerten den elterlichen Fahrstil sogar besser, als denjenigen von anderen Autofahrern. Dennoch schämt sich jedes zehnte Kind manchmal für die Fahrweise der Eltern. Immerhin 17 Prozent geben an, angesichts der Fahrweise der Eltern bereits Angst gehabt zu haben.
Lediglich 8 Prozent geben an, aufgeregt zu sein, jeweils 2 Prozent machen sich Sorgen oder haben Angst. Dabei ist die Kommunikation über die Fahrweise der Eltern von Vertrauen geprägt. 92 Prozent der befragten Kinder hätte keine Angst davor, ihren Eltern direkt zu sagen, dass es deren Fahrstil nicht mag. 54 Prozent geben sogar an, dies bereits gemacht zu haben.
…Sozialverhalten und Konzentration „ausreichend bis mangelhaft“
Es zeigt sich, dass das häufige Schimpfen, Schreien und Streiten nicht spurlos an den Kindern vorüber geht: Manche sind aufgeregt (22 Prozent), nervös (10 Prozent), beschämt (9 Prozent) oder ängstlich (5 Prozent). Obwohl 35 Prozent der Kinder angeben, als Reaktion auf das Schimpfen der Eltern mit Lachen zu reagieren, ermahnt immerhin jedes fünfte Kind die Eltern und bittet darum, mit dem Schimpfen aufzuhören. Auch wenn Eltern verleitet sind, zu schnell zu fahren, greift der Nachwuchs von der Rückbank ein: Mehr als jedes dritte Kind bittet die Eltern schlichtweg, die Geschwindigkeit zu reduzieren. Lediglich jedes zehnte Kind spornt die Eltern zum schnelleren Fahren an.
Neben dem Umgangston im Auto ist die elterliche Konzentration am Steuer oft Anlass zur Sorge: Demnach telefoniert fast jeder fünfte Erziehungsberechtigte im Beisein seiner Kinder mit dem Handy am Ohr während der Fahrt. Insgesamt geben sogar 45 Prozent der Befragten an, dass die Eltern manchmal nicht richtig am Steuer aufpassen.
„Das Ergebnis dieser Studie sollte alle Eltern sehr nachdenklich machen, denn die verkehrsbezogenen Einstellungen und Verhaltensweisen in der Familie beeinflussen nicht nur das zukünftige Fahrverhalten ihrer Kinder sondern auch deren Unfallrisiko. Denn je häufiger Eltern in Verkehrsunfälle verwickelt sind, desto öfter verunglücken ihre Kinder und für Kinder von Eltern, mit drei oder mehr Delikten, liegt die Wahrscheinlichkeit wegen regelwidrigen Verhaltens im Straßenverkehr auffällig zu werden, um 38 Prozent höher als bei Kindern von Eltern mit einer „weißen Weste". Die Verkehrswachtstiftung Niedersachsen wird deshalb das Ergebnis der Studie zum Anlass nehmen, um neue Anspracheformen für die Präventionsarbeit mit Eltern zu entwickeln“, sagte Cornelia Zieseniß, Geschäftsführerin der Verkehrswachtstiftung Niedersachsen.
Kinder bestätigen Klischees am Steuer
„Wer von Deinen Eltern fährt für gewöhnlich schneller? Wer ist am Steuer rüpelhafter und schreit öfter?“ „Väter!“ Die Befragungsergebnisse scheinen manches Klischee zu bestätigen: 73 Prozent der befragten Kinder geben an, dass die Väter schneller als die Mütter fahren. Obwohl 46 Prozent der Kinder anführen, dass ihre Eltern nicht rüpelhaft Auto fahren, sehen 38 Prozent im Vater den aggressiveren Autofahrer im Gegensatz zu den Müttern (12 Prozent). Mit deutlichem Abstand (13 Prozentpunkte) schreien Väter (33 Prozent) demnach auch öfter am Steuer. Dennoch bevorzugen mehr Kinder den Fahrstil des Vaters (49 Prozent). 39 Prozent bevorzugen die Fahrweise der Mutter, 12 Prozent haben keine Präferenz. In diesem Zusammenhang überrascht es nicht, dass meist die Väter am Lenkrad Platz nehmen, wenn beide Elternteile mit dem Nachwuchs unterwegs sind. In Zahlen ausgedrückt: In den Autos von 69 Prozent der Befragten fährt meist der Vater, in 16 Prozent die Mütter. Dies ist aber nicht gleichzusetzen mit der Häufigkeit der Fahrten. Denn der Nachwuchs wird meist (52 Prozent) von den Müttern zu außerschulischen Aktivitäten chauffiert.
Lediglich knapp jeder fünfte Vater erledigt diese Fahrten. Auch die Wege zur Schule werden von 38 Prozent der Mütter mit dem Auto bestritten und nur von 16 Prozent der Väter (9 Prozent werden von beiden gleich oft gefahren, 36 Prozent fahren nicht mit den Eltern zur Schule). Und dennoch schätzen Kinder ihre Mutter als die ungeschickteren Fahrer ein. 42 Prozent der Befragten geben an, dass ihre Mutter eher dazu tendiere, gegen einen Bordstein zu fahren, als ihr Vater (19 Prozent). Immerhin 39 Prozent der Kinder trauen das keinem der Elternteile zu. Auch auf die Frage hin, wer sich für gewöhnlich häufiger verfahre, nennen 43 Prozent ihre Mutter und lediglich 19 Prozent ihren Vater (39 Prozent weder noch).