Wert schaffen. Für ein besseres Morgen

In diesem Zusammenhang verwies er auf die heute bekannt gegebene exklusive Partnerschaft mit Aurora: „Einen weiteren entscheidenden Schritt in Richtung autonome Mobilität gehen wir nun mit dem US-Unternehmen Aurora: Gemeinsam realisieren wir autonom fahrende Lkw-Systeme für den amerikanischen Markt. Und das schon bis 2027“, sagte Setzer vor den zugeschalteten Aktionärinnen und Aktionären. Continental und Aurora werden ein skalierbares autonomes System für die Nutzfahrzeugindustrie entwickeln, validieren, ausliefern und instand halten. Es wird sowohl für Spediteure als auch für kommerzielle Flottenbetreiber in den USA erhältlich sein und diese dabei unterstützen, Kosten zu reduzieren und so eine großflächige Nutzung zu ermöglichen.

„Zum ersten Mal geht ein autonomes Lkw-System in Serie. Lkw transportieren so Güter in einem Drittel der Zeit. Mit weniger Kraftstoff. Und damit auch mit weniger CO2-Ausstoß“, beschreibt Setzer die Bedeutung dieser Partnerschaft für die Entwicklung des autonomen Fahrens von Lkw. Verbunden ist das Ganze mit einem komplett neuen Geschäftsmodell für Continental: „Wir werden nicht mehr nur für einzelne Komponenten bezahlt. Wie im klassischen Zulieferergeschäft. Sondern: für jeden gefahrenen Lkw-Kilometer. Das heißt: Je mehr Lkw autonom unterwegs sind, desto höher sind unsere Umsätze“, so Setzer.

Balanciertes Portfolio für komplementäre Märkte und Zyklen

Trotz eines weiterhin schwierigen Marktumfelds, das geprägt ist von weiter steigenden Kosten für Material, Löhne und Gehälter sowie Energie und Logistik und dem fortgesetzten Umbau der Automobilbranche, blickte Setzer zuversichtlich nach vorn. „Wir haben ein balanciertes Portfolio für komplementäre Märkte und Zyklen. Kein anderer Zulieferer hat Vergleichbares“, sagte er. Setzer äußerte die Erwartung, dass sich die weltweite Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen weiter erholen werde, insbesondere in den für Continental wichtigen Kernmärkten Europa und Nordamerika. „Das bedeutet zwar noch nicht Rückenwind, aber doch weniger Gegenwind.“ Zentrale Aufgabe bleibe, so der Vorstandsvorsitzende, den dynamischen Wandel aktiv mitzugestalten und Zukunft zu produzieren in einer Gegenwart, die alle herausfordert.

Continental noch resilienter

Der Vorstandsvorsitzende machte deutlich, dass Continental im zurückliegenden Jahr gegenüber Einflüssen einer gestressten Weltwirtschaft deutlich widerstandsfähiger geworden sei, beispielsweise im Bereich der Beschaffung und Logistik. Wegen der Covid-Pandemie hatte China zentrale Häfen geschlossen. Als Folge stiegen die Frachtkosten stark an. Und es gab weiter Lieferengpässe bei Halbleitern. Trotz dieser Hürden hat Continental 2022 ihre Beschaffungs- und Logistikkette verbessert und die Lieferantenbasis verbreitert.

Auch dem inflationsbedingten Anstieg der Beschaffungskosten wirkte Continental erfolgreich entgegen. „In konstruktiven Verhandlungen mit unseren Kunden haben wir Preise neu vereinbart“, sagte Setzer. „Das alles zeigt: Wir können dynamischen Wandel. Wir können erfolgreiches Krisenmanagement. Und: Wir haben unsere Widerstandskraft verbessert.“Zur höheren Widerstandskraft trägt neben den Preisanpassungen, Kostendisziplin, optimierten Lieferketten und mehr Cybersicherheit künftig auch das neue Vorstandsressort unter der Leitung von Olaf Schick bei. In dem Ressort wird ab dem 1. Mai die Verantwortung für Recht und Compliance gebündelt. „Denn Integrität – das ist für uns keine Kür. Es ist Pflicht. Täglich und überall. Wir wissen: Nur mit Integrität kann Innovationskraft entstehen. Und Vertrauen“, sagte Setzer.

Innovative Technologien für intelligente Mobilität

Der Vorstandsvorsitzende erinnerte daran, dass Continental 2022 zum ersten Mal über ein volles Geschäftsjahr in der neuen Formation mit den drei Unternehmensbereichen Automotive, Tires und ContiTech agiert habe: „Wir bieten mit unserer Aufstellung ein starkes Technologieportfolio. Niemand sonst verfügt über eine solche Bandbreite von Hard- und Software. Niemand sonst verfügt über eine solche Bandbreite an Zukunftstechnologien aus einer Hand.“ Continental verbindet ihre Hochleistungsrechner mit moderner Kamera- und Sensortechnologie. Setzer wies darauf hin, dass Continental 2022 weltweit Fahrzeuge mit mehr als 35 Millionen Sensoren ausgestattet hat. Zusammen mit dem US-Unternehmen Ambarella, das energieeffiziente Halbleiter beisteuert, plant Continental für 2026 die globale Serienproduktion von Komplettsystemen für das assistierte und automatisierte Fahren. „Auch das zählt zu unseren Kompetenzen: Durch kluge Partnerschaften bringen wir Innovationen schnell und effizient auf den Markt“, sagte Setzer. Dass die Schaffung neuer Technologien und ihre erfolgreiche Industrialisierung bei Continental Hand in Hand gehen, verdeutlicht der Zuspruch für Display-Lösungen, mit einem Serienstart nach 2022. Für sie liegen Kundenaufträge über sieben Milliarden Euro vor. Sicherheitssysteme wie der „digitale Schutzengel“, der in Echtzeit vor möglichen Unfällen zwischen vernetzten Fahrzeugen und Radfahrern oder Fußgängern warnt, schützen vor allem im komplexen Verkehr in Städten. Innovative Technologien machen Mobilität nach Setzers Worten intelligenter und beziehen Verkehrsträger jenseits des Autos mit ein. So hat Continental als erstes Unternehmen moderne Head-up-Displays an die Anforderungen von Straßenbahnen angepasst.

Nachhaltige Ideen in Serie

Neue Technologien von Continental haben das Ziel, Mobilität komfortabler, sicherer und vernetzter zu gestalten, und den Anspruch, sie auf ein höheres Nachhaltigkeitsniveau zu heben. „Wir reduzieren den ökologischen Fußabdruck unserer Innovationen immer weiter“, betonte Setzer und nannte als Beispiel die Brückentechnologie der „halbtrockenen Bremse“. Ihr Einsatz spart große Mengen an Bremsflüssigkeit und weist in eine Zukunft, in der Autos ausschließlich mit elektromechanischen Bremsen unterwegs sein werden. „Mit dieser Erfindung treffen wir den Nerv der Zeit“, sagte Setzer, der als Beleg einen Großauftrag über zwei Milliarden Euro für das neuartige Bremssystem anführte. Gute Marktchancen haben auch weitere Produktideen für gelebte Nachhaltigkeit. So verarbeitet ContiTech Kaffeesatz zu Bezugsstoffen für Fahrzeugpolster und bindet damit die Treibhausgase, die beim Abbau von Kaffeesatz entstehen.

In der Reifenherstellung verwendet Continental ebenfalls nachwachsende und recycelte Materialien. Wiederverwertete PET-Kunststoffflaschen sind das Ausgangsmaterial für Polyestergarn, das in die Mischung für neue Reifen einfließt. „Mit dieser neuen Technologie produzieren wir bereits in Serie. Als erster und einziger Hersteller von Reifen, weil wir konsequent auf Nachhaltigkeit setzen“, sagte Setzer. Der Konzeptreifen ContiUrban für elektrische Busse und Lieferfahrzeuge besteht zu rund 50 Prozent aus nachwachsenden und recycelten Materialien. Setzer: „Ohne engagierte Zulieferer ist klimaneutrale Mobilität nicht denkbar.“