Continental entwickelt sich in historisch schwachem zweiten Quartal besser als ihre Märkte
- Weltweite Fahrzeugproduktion im zweiten Quartal 12,3 Millionen Einheiten (-45 Prozent)
- Organisches Wachstum -40 Prozent / Umsatz 6,6 Milliarden Euro (Q2 2019: 11,3 Milliarden Euro)
- Bereinigtes EBIT ‑634 Millionen Euro (Q2 2019: 865 Millionen Euro) / Bereinigte EBIT‑Marge ‑9,6 Prozent (Q2 2019: 7,7 Prozent)
- Nettoergebnis ‑741 Millionen Euro (Q2 2019: 485 Millionen Euro)
- Fixkostenreduktion im zweiten Quartal um über 400 Millionen Euro
- CEO Dr. Elmar Degenhart: „Im Tal der schlimmsten Wirtschaftskrise der Autoindustrie seit dem zweiten Weltkrieg haben wir besser abgeschnitten als unsere Märkte. Wir behalten unsere Ziele fest im Blick. Unser harter Tritt auf die Kostenbremse wirkt spürbar und schnell.“
- Einsparziel für 2020: ausgabewirksame Fixkosten mehr als 5 Prozent, Investitionen mehr als 25 Prozent
- Continental sieht zurzeit weiterhin davon ab, detaillierten Ausblick auf das Geschäftsjahr 2020 zu geben
Hannover, 5. August 2020. Umsatz und Ergebnis von Continental sind im zweiten Quartal 2020 infolge der Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie wie erwartet deutlich zurückgegangen. Dennoch entwickelte sich Continental besser als ihre Märkte. „Einen Markteinbruch in der Automobilindustrie, wie wir ihn derzeit erleben, gab es seit Ende des zweiten Weltkriegs nicht mehr. Im ersten und im zweiten Quartal 2020 und damit mitten im Tal dieser Wirtschaftskrise der Autoindustrie haben wir in China, den USA und Europa besser abgeschnitten als die jeweiligen Märkte“, sagte Dr. Elmar Degenhart, Vorstandsvorsitzender von Continental, anlässlich der Vorlage der Halbjahreszahlen am Mittwoch in Hannover.
So lag der Konzernumsatz im zweiten Quartal bei 6,6 Milliarden Euro (Q2 2019: 11,3 Milliarden Euro). Bereinigt um Konsolidierungskreis- und Wechselkursveränderungen ergab sich ein Rückgang von 40 Prozent. Gleichzeitig ging die weltweiteProduktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen nach vorläufigen Daten im zweiten Quartal um rund 45 Prozent auf insgesamt 12,3 Millionen Einheiten (Q2 2019: 22,1 Millionen Einheiten) zurück. Bedingt durch die vorübergehenden Werkschließungen aufgrund der Coronavirus-Pandemie waren die Bauzahlen in Europa im zweiten Quartal mit 2,0 Millionen produzierten Einheiten (-63 Prozent) und in Nordamerika mit 1,3 Millionen gebauten Fahrzeugen (‑69 Prozent) sehr schwach. Dagegen überstieg die Produktion in China dank staatlicher Förderprogramme den Vorjahreswert um 9 Prozent und wuchs auf 5,9 Millionen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge.
Das bereinigte operative Ergebnis lag im zweiten Quartal bei ‑634 Millionen Euro (Q2 2019: 865 Millionen Euro). Das entspricht einer bereinigten EBIT-Marge von ‑9,6 Prozent (Q2 2019: 7,7 Prozent). Das Nettoergebnis beläuft sich auf ‑741 Millionen Euro (Q2 2019: 485 Millionen Euro).
„Gerade in solch einer herausfordernden Situation zeigt sich: Continental ist zukunftsorientiert ausgerichtet und auf Krisen gut vorbereitet. Unsere Ziele behalten wir weiter fest im Blick“, sagte Degenhart. Zugute komme Continental ihre branchenübergreifende Aufstellung mit starken Standbeinen neben der Erstausrüstung in der Automobilindustrie ebenfalls im Industrie- und Ersatzreifengeschäft. „Wir haben in den vergangenen Jahren unser Geschäft mit Industrie- und Endkunden weiter konsequent gestärkt. Das macht uns ein Stück weit unabhängiger vom Auf und Ab der Autoindustrie“, so Degenhart. So ging im zweiten Quartal Continentals Geschäft mit Industrie- und Endkunden um 23 Prozent zurück und zeigte sich damit deutlich robuster als die weltweite Fahrzeugproduktion, die im selben Zeitraum um 45 Prozent nachgab.
Erhöhte Kostendisziplin, verringerte Investitionen sowie reduzierte Arbeitszeiten
Angesichts des sich unerwartet verschlechternden Umfelds hat Continental ihre Fixkosten im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um über 400 Millionen Euro gesenkt. Für das Gesamtjahr sieht sich das Unternehmen auf einem guten Weg, mehr als 5 Prozent ausgabewirksame Fixkosten im Vergleich zum Vorjahr einzusparen. „Bilanziell sind wir weiter sehr solide aufgestellt. Dazu beigetragen haben unsere umgehend eingeleiteten Sparmaßnahmen. Unser harter Tritt auf die Kostenbremse wirkt spürbar und schnell. Damit erhöhen wir unseren Spielraum und bleiben auf Kurs“, so Degenhart.
Im zweiten Quartal 2020 reduzierte Continental ihre Investitionen in Sachanlagen und Software auf 448 Millionen Euro (Q2 2019: 785 Millionen Euro). Zur Reduzierung haben alle Geschäftsfelder beigetragen. So sank die Investitionsquote trotz des gleichzeitig stark gesunkenen Umsatzes auf 6,8 Prozent nach 7,0 Prozent im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Für das Gesamtjahr plant das Unternehmen, seine Investitionen im Vergleich zum Vorjahr um über ein Viertel zu senken. Ende des ersten Quartals hatte Continental ihr Einsparziel bei den Investitionen mit mehr als 20 Prozent beziffert.
Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung beliefen sich im zweiten Quartal auf 809 Millionen Euro (Q2 2019: 917 Millionen Euro). Aufgrund des stark gesunkenen Umsatzes erhöhte sich die Quote auf 12,2 Prozent nach 8,1 Prozent im Vorjahreszeitraum.
Seit Anfang Juni haben weltweit alle Werke von Continental die Produktion wieder aufgenommen. Allerdings ist mancherorts das öffentliche Leben infolge der Coronavirus-Pandemie weiter eingeschränkt. Entsprechend der deutlich geringeren Nachfrage weltweit liegt die Auslastung mancher Werke erheblich unter dem Vorkrisenniveau. Abhängig von der weiteren Entwicklung der Pandemie und ihrer Folgewirkungen ist es möglich, dass das Unternehmen seine Produktion in einzelnen Werken vorübergehend wieder anpassen muss. Weltweit arbeiten derzeit rund 25 Prozent aller Mitarbeiter mit reduzierter Stundenanzahl. In Deutschland haben im Juni rund 30.000 Mitarbeiter an durchschnittlich 5 Tagen im Monat kürzer gearbeitet.
Weiter keine detaillierte Prognose aufgrund wirtschaftlicher Unsicherheit
Wie im Rahmen ihrer Hauptversammlung Mitte Juli bekannt gegeben, rechnet Continental mit einem herausfordernden Marktumfeld im dritten Quartal 2020. Steigende Bauzahlen für Autos deuten zwar auf einen höheren Umsatz als im zweiten Quartal 2020 hin. Dennoch wird er aller Voraussicht nach deutlich unter dem des dritten Quartals 2019 liegen. Die wirtschaftlichen Unsicherheiten bleiben weiter groß. Obwohl sich die Geschäftsentwicklung der Continental Group im Verlauf des zweiten Quartals verbessert hat, ist das wirtschaftliche Umfeld wegen der andauernden Coronavirus-Pandemie nach wie vor von großen Unsicherheiten gekennzeichnet. Daher bleibt es weiter schwierig, das Ausmaß der nachteiligen Auswirkungen auf Produktion, Lieferketten und Nachfrage abzuschätzen. Von detaillierten Prognosen für das Gesamtjahr 2020 sieht Continental daher derzeit weiterhin ab. Für das Gesamtjahr rechnet das DAX-Unternehmen jedoch damit, dass Absatz, Umsatz und bereinigtes EBIT spürbar unter dem Niveau des jeweiligen Vorjahreswertes liegen werden. Der Ergebnisrückgang wird 2020 voraussichtlich auch zu einem deutlichen Rückgang des Free Cashflow im Vergleich zum Vorjahr führen.
Für das dritte Quartal 2020 erwartet Continental im Vergleich zum Vorjahresquartal eine stark rückläufige Entwicklung der weltweitenFahrzeugproduktion in einer Bandbreite von ‑10 bis ‑20 Prozent. Für das Jahr 2020 liegen aktuelle Schätzungen von Marktbeobachtern bei unter 70 Millionen produzierten Fahrzeugen, was einem Rückgang um mehr als 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspräche (2019: 89 Millionen Fahrzeuge).
Flüssige Mittel auf sehr hohem Niveau / Investitionen deutlich reduziert
Im zweiten Quartal 2020 belief sich der Free Cashflow vor Akquisitionen und Carve-out-Effekten auf -1,8 Milliarden Euro (Q2 2019: -29 Millionen Euro). „Der negative Free Cashflow im zweiten Quartal ist eine direkte Folge der stark rückläufigen Geschäftsentwicklung durch die Coronavirus-Pandemie“, erläuterte Wolfgang Schäfer, Finanzvorstand von Continental. Der Rückgang ist im Wesentlichen auf das im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gesunkene operative Ergebnis sowie negative Working-Capital-Effekte zurückzuführen. Letztere ergeben sich aus der Volatilität des Umsatzes der letzten Wochen des zweiten Quartals und sollten sich bei einer Verstetigung des Geschäftsverlaufs wieder neutralisieren. Zum Stichtag des zweiten Quartals verfügte Continental über flüssige Mittel von 10,1 Milliarden Euro (März 2020: 6,8 Milliarden Euro). Im Mai und Juni hatte Continental drei Anleihen mit einem Volumen von insgesamt mehr als 2,1 Milliarden Euro platziert und zusätzlich mit ihren Kernbanken ihren Kreditrahmen um 3 Milliarden Euro erweitert.
Continental beschleunigt KI-Entwicklung mit Supercomputer
„Die Fahrzeugproduktion ist derzeit rückläufig, aber die Transformation der Autoindustrie geht unvermindert weiter. Einerseits müssen wir konsequent Kosten senken, andererseits weiter gezielt in die Entwicklung neuer Technologien investieren“, so Degenhart. Ein Beispiel hierfür sei das Geschäft mit Fahrerassistenzsystemen, in dem Continental seit Langem einer der Marktführer ist und ihre Position stetig weiter ausbaut.
So hat das Technologieunternehmen vergangene Woche bekannt gegeben, dass es seit Anfang 2020 die Entwicklung von Zukunftstechnologien mit einem in der Automobilindustrie einzigartigen Supercomputer vorantreibt. Die Entwickler an den Standorten von Continental weltweit beziehen aus diesem neuartigen Computer-Cluster sowohl Rechenleistung als auch Speicherplatz für hochkomplexe und datenintensive Entwicklungen. Dazu zählen insbesondere solche rund um das Thema Künstliche Intelligenz. Sie wird beispielsweise für die Entwicklung wegweisender Zukunftstechnologien im assistierten, automatisierten und autonomen Fahren benötigt. Nach der aktuellen „TOP500“-Liste der leistungsstärksten Computersysteme der Welt nimmt der neue Supercomputer von Continental den Spitzenplatz in der Automobilindustrie ein. Damit beschleunigt Continental ihre technologisch führende Entwicklung und unterstreicht damit ebenfalls ihre Kernkompetenzen im Bereich Software und Vernetzung sowie in der Architektur von Systemen.
„Software ist der Sauerstoff der Industrie. Wir rechnen weiter mit einem enormen, profitablen Wachstum. Der Grund: Es wird immer mehr Funktionen im Fahrzeug geben“, zeigte sich Degenhart überzeugt. Damit steige die Wertschöpfung durch Rechnerprogramme. Sie wachse jährlich im zweistelligen Prozentbereich. „Dafür sind wir als Software-Powerhouse mit mehr als 20.000 Software- und IT-Spezialisten bestens aufgestellt“, fügte er hinzu.
So hat sich Continental zum Beispiel mit der Entwicklung von Hochleistungscomputern – dem digitalen Herzstück moderner Fahrzeuge – schon heute Umsätze von mehr als 3 Milliarden Euro gesichert, gerechnet über die Laufzeit der jeweiligen Automodellreihen. Allein ein einzelner Kunde wird voraussichtlich bis 2022 mehr als 2,5 Millionen solcher kompakten Hochleistungsrechner erhalten. Damit zählt Continental in diesem Bereich zu den führenden Unternehmen der Branche. Für Volkswagen wurde jüngst ein besonders leistungsstarker Fahrzeugserver entwickelt. Dieser InCar-Application-Server (ICAS1) ermöglicht ein hohes Maß an Fahrzeugvernetzung für die neuen Elektrofahrzeuge der ID-Modellreihe von VW, zum Beispiel eine schnelle und sichere Installation von Sicherheitsupdates via Funkverbindung. Bis 2022 rechnet Continental mit mehr als zehn weiteren Projekten.
Corona-Brücke: Innovative Wege zur Sicherung von Produktivität und Beschäftigung
„Die Transformation der Autoindustrie und die Bewältigung der Coronavirus-Pandemie sind eine große Herausforderung für uns alle. Sie führen zu tief greifenden Umbrüchen – auch bei Continental. Wir gestalten sie gemeinsam mit den Beschäftigten und suchen dafür ausgewogene, faire, an unseren Werten orientierte Lösungen, die unsere Innovationskraft stärken und zukunftsfähig sind“, erläuterte Dr. Ariane Reinhart, Personalvorstand von Continental. „Wir haben Verständnis für die Unsicherheit unter unseren Beschäftigten und dafür, dass einige von ihnen in Sorge um ihre Arbeitsplätze sind. Aber wir werden gerade in der Krise unsere Zukunftschancen nutzen. Dazu benötigen wir eine Kombination aus übergreifenden Vereinbarungen mit den Arbeitnehmervertretern und individuellen Lösungen für jeden unserer betroffenen Standorte“, fügte sie hinzu. Es gehe jetzt darum, eine „Corona-Brücke“ zu bauen, die mit innovativen Ansätzen helfe, eine Kostenlücke von mehreren Hundert Millionen Euro zu schließen und dabei gleichzeitig Beschäftigung und Produktivität möglichst zu sichern. „Eine Absenkung der Arbeitszeit ist ein sinnvoller Ansatz, um Produktivität zu sichern, Beschäftigungsperspektiven zu erhalten und diese durch Qualifizierung auszubauen. Die zusätzliche Zeit sollte gezielt für Qualifizierung und Weiterbildung genutzt werden. Das erhöht die eigene Beschäftigungsfähigkeit“, fügte sie hinzu.
Geschäft abseits der Automobilindustrie entwickelt sich im zweiten Quartal stärker
Der Umsatz des Unternehmensbereichs Automotive Technologies lag bei 2,6 Milliarden Euro (Q2 2019: 4,8 Milliarden Euro) und die bereinigte EBIT-Marge bei ‑18,1 Prozent (Q2 2019: 6,1 Prozent). Das organische Umsatzwachstum belief sich auf ‑45,6 Prozent.
Der Unternehmensbereich Rubber Technologies erwirtschaftete einen Umsatz von 3,0 Milliarden Euro (Q2 2019: 4,5 Milliarden Euro) und eine bereinigte EBIT-Marge von 1,2 Prozent (Q2 2019: 11,9 Prozent). Das organische Umsatzwachstum lag bei -33,1 Prozent.
Im Unternehmensbereich Powertrain Technologies ergab sich ein Umsatz von 1,1 Milliarden Euro (Q2 2019: 2,0 Milliarden Euro) und eine bereinigte EBIT-Marge von -16,3 Prozent (Q2 2019: 3,7 Prozent). Das organische Umsatzwachstum belief sich auf -40,8 Prozent.
Hier finden Sie weitere Materialien zur Veröffentlichung der Halbjahresergebnisse 2020.
Dr. Elmar Degenhart
Vorstandsvorsitzender Continental AG
Wolfgang Schäfer
Mitglied des Vorstands, Finanzen, Controlling, Compliance, Recht und IT, CFO