Eine Autometropole im Wartestand
Continental-Mobilitätsstudie:
- Die Stuttgarter sind gegenüber alternativen Antriebstechniken aufgeschlossen
- Voraussetzung sind passende Angebote der Automobilindustrie
- Aktuell nutzen sie mehrheitlich das Auto im Alltagsverkehr
Stuttgart/Bonn/Hannover, 10. Oktober 2011. Die Stuttgarter sind zuversichtliche und gleichzeitig erwartungsvolle Autofans: Heute nutzen 78 Prozent von ihnen den Wagen mehrmals in der Woche oder täglich. Sogar 54 Prozent der jungen Berufstätigen in der Landeshauptstadt sind täglich mit dem Auto unterwegs. In Hamburg oder Berlin sind es mit 48 und 37 Prozent deutlich weniger. Einem Wandel in der Alltagsmobilität stehen die Einwohner der Schwabenmetropole jedoch aufgeschlossen gegenüber – solange das Auto nicht grundsätzlich in Frage gestellt wird. Schon 20 Prozent wären nach eigener Angabe bereit, sich als nächstes ein Elektroauto zu kaufen.
Dies zeigt eine Studie zum Mobilitätsverhalten und zu Kenntnis und Wünschen in Sachen Elektromobilität unter 1.004 Stuttgarterinnen und Stuttgartern, die infas, Bonn, im Auftrag von Continental als regionales Fenster im Rahmen eines umfassenden internationalen Projekts zu diesen Themenschwerpunkten durchgeführt hat. Der internationale Automobilzulieferer will mit seinen Kunden der Automobilindustrie die Zukunft der Mobilität mitgestalten und erforscht daher die zu erwartenden Entwicklungen.
„Das Elektroauto wird sich besser in das Stadtbild der Zukunft einpassen. Denn es wird unter anderem klein, leise, abgasfrei und kommunikationsfreudig sein. Es wird mit seinen Fähigkeiten neue Lebensweisen vor allem in unseren Städten eröffnen. Wir wollen gemeinsam mit unseren Kunden in der Automobilindustrie diese Zukunft der Mobilität mitgestalten. Deshalb haben wir eine umfassende Studie bei infas in Auftrag gegeben, um uns in mehreren Städten ein noch besseres Bild zum Beispiel über die Ideen von Stadtplanern, aber insbesondere der Stadtbewohner machen zu können“, erklärte Dr. Elmar Degenhart, Continental-Vorstandsvorsitzender. „In Stuttgart als der Landeshauptstadt Baden-Württembergs hat uns gerade angesichts des politischen Farbenwechsels auf Landesebene die aktuelle Einstellung der Menschen zur Mobilität interessiert.“
In Stuttgart ist ein beachtlicher Bevölkerungsteil alternativen Antriebsformen gegenüber offen. Dabei ist die Mehrheit der Interessierten gleichzeitig realistisch-kritisch. Unter denen, die einen Autokauf planen, denken 59 Prozent, dass einige Hersteller die Entwicklung alternativer Antriebe verpasst haben. Aus ihrer Sicht fehlen zurzeit noch konkrete Angebote. 43 Prozent glauben, es würde noch lange dauern, bis die Technik für alternative Antriebe ausgereift ist. Und doch wünschen sie sich Fortschritte. Ein Drittel würde am liebsten heute schon mit Strom fahren. Dass ihr nächstes Auto ein Hybridfahrzeug ist, erwarten bereits 34 Prozent.
Von ihrer neuen Landesregierung erhoffen sich die Stuttgarter spürbare Anreize für den Kauf von Fahrzeugen mit alternativem Antrieb. Von jenen, die in nächster Zeit einen Autokauf planen, erwarten etwa zwei Drittel, dass ein Hybrid- oder Elektrofahrzeug teurer sein wird als ein konventioneller Pkw. Viele wären bereit, Einschränkungen – etwa bei der Reichweite – zu akzeptieren. Einzig bei Sicherheit und Komfort dürfen Autos mit alternativen Antrieben den bisherigen Angeboten nicht nachstehen.
„Die Stuttgarter Studie für Continental zeigt: Es sind nicht vereinzelte Early-Adaptor, die den Wandel zur Elektromobilität einläuten werden. Vielmehr warten viele Autofahrerinnen und Autofahrer bereits heute auf entsprechende Fahrzeuge. Bei stimmigen Angeboten nehmen sie dabei teilweise sogar einen Mehrpreis in Kauf. Lediglich bei Komfort und Sicherheit sind sie kaum zu Kompromissen bereit. Ein Elektroauto sollte ein normales Fahrzeug mit gewohnten Eigenschaften und kein „Verzichtsmobil“ sein“, erläuterte Robert Follmer, Bereichsleiter Markt- und Verkehrsforschung bei infas.
Rund 60 Prozent der Befragten erwarten außerdem durch die neue Landesregierung auch Veränderungen in der Stadt selbst – mehr als zwei Drittel davon positive Effekte – insbesondere in den Bereichen Umwelt/Energie, Bildung und Verkehr: Mit dem Regierungswechsel in Baden-Württemberg rechnen die Stuttgarter damit, dass gerade alternative Verkehrskonzepte ausgebaut werden.
Auch hier zeigen sie sich bereits heute aufgeschlossen: 72 Prozent der Stadtbevölkerung wissen, was Car-Sharing ist und 6 Prozent haben es bereits genutzt. Von der autolosen Bevölkerung hat sogar bereits ein Drittel einen Wagen geteilt.
Die große Bekanntheit und der vergleichsweise hohe Nutzeranteil mögen damit zusammenhängen, dass Car-Sharing-Angebote im Stuttgarter Stadtbild vor allem durch die seit gut zwei Jahren präsenten Flinksters mehr auffallen als anderswo.
Trotzdem wird auf absehbare Zeit das eigene Auto dominieren. Während vier von fünf Stuttgartern mehrmals in der Woche hinter dem Steuer oder auf einem Beifahrersitz Platz nehmen, ist nur jeder Zweite (54 Prozent) mehrmals pro Woche oder täglich mit dem öffentlichen Nahverkehr unterwegs. Ein wenig abgeschlagen zeigt sich das Fahrrad. Lediglich 26 Prozent der Befragten schwingen sich mindestens einmal in der Woche auf den Sattel. 52 Prozent radeln sogar überhaupt nicht – etwa doppelt so viele wie im Schnitt vergleichbarer deutscher Städte, was auch mit den topografischen Gegebenheiten zusammenhängen dürfte. Die Stuttgarter fahren lieber Auto – und das, obwohl nur 31 Prozent damit als Verkehrsmittel in der Stadt zufrieden sind. Jeder Zweite steht nach eigenen Angaben häufig im Stau, gerade einmal jeder Zehnte (12 Prozent) findet in Stuttgart nach eigener Einschätzung leicht einen Parkplatz. Der öffentliche Nahverkehr schneidet dagegen mit 75 Prozent zufriedener Kunden deutlich besser ab.
Bei aller Zuversicht in neue Impulse der Landesregierung und der eigenen Bereitschaft, zumindest in Sachen Antriebsform umzudenken: Die Perspektiven sehen die Stuttgarter differenziert. 40 Prozent gehen davon aus, dass das Autofahren in der Stadt unattraktiver werden wird. 34 Prozent erwarten Veränderungen in ihrem persönlichen Verkehrsverhalten, die aber nicht unbedingt als negativ oder Einschränkung empfunden werden. Für die heimische Wirtschaft prognostizieren sie, dass die Zahl der Arbeitsplätze in der Automobilindustrie nicht sinken wird. Ebenso wenig erwarten die Stuttgarter, dass die Zahl der Autos in der Stadt deutlich geringer wird. Sie sind mehrheitlich überzeugt, dass es in 15 Jahren überall Aufladestationen für Elektroautos geben wird, zweifeln aber daran, dass diese dann das Straßenbild dominieren werden.
Geht es nach den Stuttgartern, findet der Wandel nicht nur offensichtlich statt, sondern vor allem „unter der Haube“. Die Bevölkerung wird künftig nicht nur aus Fahrgästen von Bus und Bahn, Radfahrern und Fußgängern bestehen und das Auto im Stadtverkehr auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Es wird jedoch nach der Erwartung seiner Nutzer umweltschonender angetrieben.
Zur Studie:
Im Auftrag des internationalen Automobilzulieferers Continental wurden vom 30. Juni 2011 bis zum 18. Juli 2011 von infas 1.004 Personen ab 18 Jahre in Stuttgart telefonisch befragt. Themen der Studie waren unter anderem Einschätzungen zum Alltagsverkehr und zur Verkehrsmittelnutzung, die Bekanntheit und Kaufabsicht alternativer Antriebe und die Bekanntheit und Nutzung alternativer Mobilitätsangebote wie Car-Sharing. infas hat für Continental eine weltweite Untersuchung zu diesen Themenfeldern durchgeführt. Diese bezieht neben landesweiten Ergebnissen für Deutschland, Frankreich, die USA und China auch die Metropolen Bangkok, Beijing, Berlin, Delhi, Hamburg, Los Angeles, Moskau, Paris, Sao Paulo und Singapur ein.
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