Fahrstunde für das Auto: Continental bringt dem Wagen eigenständiges Parken bei
- Continental nutzt die Technologie des automatisierten Fahrens, um Fahrzeugen ein „Gedächtnis“ für wiederkehrende Parkvorgänge zu geben.
- Mit dem im Rahmen der New Mobility World auf der IAA in Frankfurt gezeigten Trained Parking kann der Fahrer seinem Fahrzeug routinemäßige Parkaufgaben beibringen.
- Einmal gelernte Ein- und Ausparkvorgänge kann das Fahrzeug daraufhin auf Knopfdruck selbsttätig ausführen.
Frankfurt, 29. Juni 2017. Normalerweise ist es der Mensch, der das Einparken lernen muss – und dieser Vorgang gehört nicht unbedingt zu den beliebtesten Aufgaben des Fahrers. Das Technologieunternehmen Continental hat deshalb eine Lösung entwickelt, mit der sich der Fahrer zumindest von wiederkehrenden Parkroutinen befreien kann: Die neue Trained Parking-Funktion zeichnet auf Wunsch den Verlauf eines Parkvorgangs auf und speichert diesen ab. Soll die Prozedur wiederholt werden, bringt der Fahrer das Fahrzeug in die Nähe des Ortes, wo die Aufzeichnung begann, dann genügt ein Knopfdruck und das Fahrzeug führt den vorher erlernten Parkvorgang selbsttätig aus.
„Parkvorgänge, wie zum Beispiel von der Haustür zur Garage zeigen, wie leistungsfähig Automation im Fahrzeug schon heute ist“, erklärt Alfred Eckert, Leiter der Zukunftsentwicklung bei der Continental Division Chassis & Safety. „Bei der Wiederholung von Abläufen ist Automation bereits unschlagbar zuverlässig. Auch in der Wahrnehmung und Bewältigung veränderter Situationen wird die Technik immer besser.“
Für die Trained Parking-Funktion nutzt Continental zur Erfassung des Umfelds im Fahrzeug vorhandene Sensoren, wie Kamera und Radar. „Trained Parking ist damit ein gutes Beispiel für die effiziente Mehrfachnutzung von Sensortechnik im Auto“, so Eckert. Beim Erlernen, das heißt dem erstmaligen, manuellen Abfahren der Strecke erzeugt das System aus den Sensordaten eine genaue Umfeldkarte und speichert diese ab. Befindet sich das Fahrzeug im Bereich dieser Karte, kann es seine genaue Position bestimmen und die erlernte Strecke automatisiert abfahren. Der Fahrer kann vor Aktivierung des Parkvorgangs aussteigen. Das Fahrzeug parkt ohne sein Zutun. Damit befreit Trained Parking den Fahrer nicht nur von einer lästigen Routine, sondern ermöglicht ihm auch enge Garagenplätze ohne Stress beim Aussteigen zu nutzen.
Häufig befahrene Strecken und Parkvorgänge komfortabler machen
Trained Parking wird es in zwei Ausprägungen geben: Die auf der New Mobility World (Agora, zwischen Halle 3 und 4, vom 13.–24. September) während der IAA in Frankfurt gezeigte Variante ist teilautomatisiert und erfordert noch die Überwachung durch den Fahrer. Diese funktioniert nach dem Prinzip des Totmannschalters, das heißt die Funktion ist nur solange aktiv, wie der Fahrer einen Knopf am Schlüssel beziehungsweise auf dem Mobiltelefon gedrückt hält. Diese Funktion geht voraussichtlich in 2020 in die Serienanwendung. Im nächsten Entwicklungsschritt folgt die vollautomatisierte Variante, die keine Überwachung durch den Fahrer benötigt.
Beim Trained Parking erfasst das Auto sein 360°-Umfeld mit den serienmäßig installierten Sensoren: Dazu zählen Nahbereichsradare und Surround View-Kameras, aber auch andere Sensortechnologien wie LiDAR lassen sich nutzen. „Die Kamera bietet einerseits die meisten Möglichkeiten für die Umfelderfassung, ist allerdings auch empfindlicher gegenüber Umwelteinflüssen, so dass vor allem für eine vollautomatisierte Variante die Kombination mit einem zweiten Sensortyp erforderlich ist“, so Benedikt Lattke, Projektleiter Fahrerassistenzsysteme und Automation in der Zukunftsentwicklung der Division Chassis & Safety.
Will der Fahrer seinem Fahrzeug einen Parkvorgang beibringen, so aktiviert er den Lernmodus. Das Fahrzeug beginnt damit, seine Position und den Verlauf des Parkvorgangs in einer Umfeldkarte aufzuzeichnen. „Wenn der Fahrer das nächste Mal sein Fahrzeug an derselben Stelle abstellen möchte, verifiziert das Fahrzeug seine Position in der gelernten Karte und wiederholt den gelernten Parkvorgang“, sagt Lattke. Je nachdem, wie viel Speicherplatz vorgehalten wird, kann ein Trained Parking-System mehrere Parkroutinen mit jeweils bis zu einigen hundert Meter Länge speichern. Der Parkvorgang lässt sich dabei auch umkehren und das Fahrzeug wieder ausparken.
Änderungen im Umfeld werden erkannt
Natürlich beobachtet das Fahrzeug bei jedem Parkvorgang sein 360°-Umfeld: Wird dabei ein Hindernis erkannt – etwa eine vergessene Mülltonne – wird dieses falls möglich selbstständig umfahren. Bei sich bewegenden Objekten, wie beispielsweise spielenden Kindern, wird angehalten. Erst wenn das Umfeld des Fahrzeuges wieder frei ist, wird der Parkvorgang fortgesetzt.
Sören Pinkow
Mediensprecher Autonomous Mobility und Commercial Vehicles
Continental Automotive