Continental leitet Forschungsprojekt "Ko-HAF – Kooperatives hochautomatisiertes Fahren"
- BMWi-Leuchtturmprojekt Ko-HAF mit 16 Partnern gestartet
- Continental übernimmt Gesamtprojektkoordination
- Forschungsziel ist das hochautomatisierte Fahren bei höheren Geschwindigkeiten
Frankfurt am Main, 6. August 2015. Der internationale Automobilzulieferer Continental übernimmt die Koordination des Forschungsverbundprojekts „Ko-HAF – Kooperatives hochautomatisiertes Fahren“. Kooperativ steht hierbei für die Interaktion zwischen mehreren hochautomatisierten Fahrzeugen. „Die Forschungsinitiative bringt uns einen erheblichen Schritt weiter in Richtung automatisiertes Fahren, wobei Verkehrssicherheit auf höchstem Niveau die unverzichtbare Grundlage bildet. Ko-HAF erforscht neben der Einbindung des Fahrers beim hochautomatisierten Fahren auch die partnerübergreifende Funktion und Kommunikation der hochautomatisierten Fahrzeuge untereinander“, sagte Dr. Stefan Lüke, Projektkoordinator Ko-HAF und in der Continental Division Chassis & Safety im Bereich Zukunftsentwicklung verantwortlich für Fahrerassistenzsysteme & Automation. Gemeinsam mit einem Konsortium aus Automobilherstellern, Automobilzulieferern und öffentlichen Partnern startete Ko-HAF zum 1. Juni 2015. Ko-HAF hat ein Gesamtbudget von 36,3 Millionen Euro und läuft voraussichtlich bis November 2018. Es wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) als erstes Projekt im Rahmen des neuen Programms „Neue Fahrzeug- und Systemtechnologien“ unterstützt.
Hochautomatisiert Fahren und dabei E-Mails bearbeiten
Projektziel ist die Erforschung neuer Systeme und Funktionen, die das hochautomatisierte Fahren bei höheren Geschwindigkeiten und in komplexeren Situationen ermöglichen. Der Fahrer muss beim hochautomatisierten Fahren die Systeme nicht mehr dauerhaft überwachen und kann die Fahraufgabe für einen gewissen Zeitraum an das Fahrzeug abgeben, um beispielsweise E-Mails zu lesen oder zu schreiben. Allerdings muss er in der Lage sein, die Steuerung des Fahrzeugs innerhalb einer gewissen Zeit wieder zu übernehmen. Für die Zeit, die der Fahrer dafür benötigt, ist es notwendig, dass das Fahrzeug sein Umfeld und die Verkehrssituation richtig einschätzt. Dies ist insbesondere bei höheren Geschwindigkeiten und in komplexeren Szenarien eine Herausforderung. Dieser Aufgabe widmet sich unter anderem Ko-HAF: Ansatzpunkt ist eine sogenannte Backend-Lösung, bei der die Fahrzeuge untereinander über einen Server mit Hilfe von Mobilfunk (LTE/UMTS) kommunizieren. Im Server werden Informationen über das Fahrzeugumfeld gesammelt, ausgewertet und den Fahrzeugen in konsistenter Form wieder zur Verfügung gestellt. Diese Art des vorausschauenden Fahrens ist für die Hochautomatisation in komplexeren Situationen notwendig.
Continental ist an unterschiedlichen Arbeitspaketen mit Experten der Divisionen Chassis & Safety und Interior beteiligt. So befassen sich Mitarbeiter von Continental etwa mit der Erarbeitung von Schnittstellen zum firmenübergreifenden Austausch von Umfeld- und Ortungsinformationen über den Server und an der verbesserten, fahrstreifengenauen Ortung im Fahrzeug als solches. Continental baut hierbei auf sein M2XPro-Konzept zur Vernetzung von Fahrdynamiksensoren mit GNSS-Informationen (GNSS = Globales Navigationssatellitensystem) auf und ergänzt es um erkannte Landmarken. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt von Continental liegt auf neuen Systemfunktionen, die beim kooperativen Verhalten der Fahrzeuge untereinander eine wichtige Rolle spielen. Im Fokus stehen dabei das Einfädeln, das Auffahren und Fahrmanöver am Ende von Fahrstreifen. Außerdem werden Testeinrichtungen und Validierungsmethoden für das automatisierte Fahren entwickelt, die zum Beispiel basierend auf Simulationen arbeiten. Continental plant außerdem Versuchsfahrzeuge in das Projekt einzubringen, um so Kommunikation und Fahrfunktionen testen und Prüfmethoden entwickeln zu können.
Auf dem Weg zum automatisierten Fahren
Das Auto der Zukunft wird in immer mehr Fahrsituationen, wie zum Beispiel Staufahrten oder Baustellen, ein automatisiertes Fahren anbieten. In Abhängigkeit zur Fahrsituation wird der Fahrer die Fahraufgabe an das Fahrzeug abgeben können. Als Systemlieferant ist Continental bestens aufgestellt, um Lösungen für automatisiertes Fahren zu entwickeln und in Serie zu bringen. Das vollautomatisierte Auto wird es aber nicht von heute auf morgen geben. Heute im Markt befindliche Fahrerassistenzsysteme stellen den ersten Schritt in diese Richtung dar und ermöglichen es, die künftigen Automatisierungsstufen evolutionär zu entwickeln. Diese Evolution erfordert noch viel Forschungs- und Entwicklungsarbeit, auch wenn Continental bereits auf mehrjährige Entwicklungsaktivitäten im Bereich Automatisierung zurückblicken kann. So hat das Unternehmen schon 2011 im Rahmen des EU-Forschungsprojekts HAVEit einen hochautomatisierten Assistenten für die Fahrt in Staus und Baustellen entwickelt. Forschungsprojekte wie PRORETA 1 bis 4, AKTIV oder AdaptIVe sowie die Teilnahme an der DARPA Urban Challenge sind ebenso wichtig, wie eine Lizenz zum Testen von automatisierten Fahren auf öffentlichen Straßen im US-Bundesstaat Nevada. Continental ist der weltweite erste Automobilzulieferer, der eine solche Lizenz im Dezember 2012 für einen Versuchsträger erhalten hat.
Sören Pinkow
Mediensprecher Autonomous Mobility und Commercial Vehicles
Continental Automotive