Continental und Amazon Web Services beschleunigen Automotive-Softwareentwicklung
- Das virtuelle elektronische Steuergerät (vECU) verkürzt die Entwicklungszeit um bis zu zwölf Monate und hilft Automobilherstellern, Probleme früher im Entwicklungszyklus zu erkennen
- Der vECU Creator wird es Entwicklern von Automobilsoftware ermöglichen, virtuelle elektronische Steuergeräte zu erstellen, um Anwendungen und die Leistung des elektronischen Steuergerätesystems zu simulieren, bevor die Hardware fertiggestellt ist
- Die künftige Lösung basiert auf der bewährten Software von Elektrobit für klassische und adaptive AUTOSAR-Umgebungen
- Die neue Lösung wird die Entwicklung von softwaredefinierten Fahrzeugen von der Konzeptphase bis zur realen Anwendung vorantreiben
Frankfurt, Deutschland, 17. August 2023. Continental hat seinen Werkzeugkasten für die automobile Softwareentwicklung erweitert: Mit der neuen Software, dem virtuellen ECU Creator (vECU Creator), werden Entwickler bei Fahrzeugherstellern, Zulieferern und Drittanbietern virtuelle, cloudbasierte, elektronische Steuergeräte in ihren spezifischen Entwicklungsumgebungen konfigurieren und betreiben können, um Code für noch nicht existierende Mikrocontroller- und Prozessor-Hardware zu entwickeln. Der virtuelle ECU Creator ist Teil des Rahmenwerks „Continental Automotive Edge“ (CAEdge), das auf Amazon Web Services (AWS) läuft. Durch den Einsatz cloudbasierter vECUs können Erstausrüster neue Anwendungen oder Softwarefunktionen für softwaredefinierte Fahrzeuge schneller, effizienter und flexibler entwickeln. So können künftige Entwicklungen kontinuierlich von Ingenieuren in der Cloud getestet und debuggt werden, während gleichzeitig die Hardwareentwicklung und Produktionszyklen stattfinden. Der virtuelle ECU Creator vereint die Hochleistungsrechner und elektronischen Steuergeräte von Continental mit der produktionserprobten Software von Elektrobit für Classic und Adaptive AUTOSAR. „Ein perfektes Fahrzeug setzt sowohl hochwertige Hardware als auch Software voraus. Unser virtueller ECU Creator wird es unseren Softwareexperten leicht machen, parallel zur Hardwareentwicklung zu arbeiten. So können wir Anwendungen für das softwaredefinierte Fahrzeug entwickeln, die die Sicherheit und das Fahrerlebnis verbessern“, sagte Gilles Mabire, CTO bei Continental Automotive.
Entwicklung vom Virtuellen zum Realen
In Zeiten, in denen Automobilhersteller neue Fahrzeugmodelle viel schneller auf den Markt bringen und ihren Kunden kontinuierlich Software-Updates zur Verfügung stellen wollen, sind die herkömmliche auf Hardware-in-the-Loop (HiL) basierte Entwicklung und Prüfung von Automobilsoftware langsam und in ihrem Umfang begrenzt. Die meisten Funktions-, Sicherheits- und Schutzprobleme können nur gelöst werden, wenn die physischen elektronischen Steuergeräte verfügbar sind. Bisher gab es keine umfassenden Tools für Entwickler bei Automobilherstellern und Systemlieferanten, um die Leistung digitaler Funktionen in der Cloud zu simulieren und die Kompatibilität mit bestehenden oder neuen Fahrzeugreihen vor der allgemeinen Verfügbarkeit der Hardware zu bestätigen. Dies führte zu einem erhöhten Risiko vor der Markteinführung. Branchenstatistiken zufolge können sich die Kosten verzehnfachen (oder sogar noch höher ausfallen), wenn die Probleme in den späten Phasen und nicht frühzeitig behoben werden.
vECU Creator erhöht die Effizienz
Vor dem Einsatz des virtuellen ECU Creators wurden Softwareentwickler häufig durch den fehlenden Zugriff auf die physische Hardware behindert. Jetzt, da vECUs über CAEdge verfügbar sind, können sie eine Anwendung zu 90 % fertigstellen, bevor sie auf der Zielhardware eingesetzt wird, und dabei genau erkennen, wo die verbleibenden Fehler auftreten könnten. So können sie sich darauf konzentrieren, alles rechtzeitig für die Markteinführung vorzubereiten und die Effizienz erheblich zu steigern.
Mit dem virtuellen ECU Creator werden Softwareentwickler im Automobilbereich Hardware- und Softwareentscheidungen entkoppeln können, die Leistung digitaler Funktionen auf dem digitalen Zwilling von Hardware-Subsystemen simulieren und kontinuierlich Anwendungen entwickeln, die das Fahrerlebnis individuell gestalten und verbessern. Mit dem virtuellen ECU Creator können CAEdge-Anwender ihr vECU konfigurieren und dabei aus einer Reihe virtualisierter Hard- und Software für das Basis-Tooling und die Simulation wählen, die typische mikrocontrollerbasierte elektronische Steuergeräte, Zonensteuerungen oder Hochleistungsrechner abdeckt.
Nach der Auswahl des Ziel-Chipsatzes und der Middleware wird automatisch ein vECU in der Entwicklungsumgebung der Nutzer auf der Grundlage seiner CAEdge-Präferenzen eingerichtet, sodass der Entwickler sofort mit der Programmierung beginnen kann.
Der virtuelle ECU Creator vereint die bewährte Erfolgsbilanz von Continental bei der Entwicklung und Herstellung komplexer Automobilsysteme in großem Maßstab mit der massenmarktfähigen Automotive-Basissoftware und -middleware von Elektrobit und markiert damit den nächsten Schritt in der zukünftigen Systementwicklung in der Automobilindustrie.
Die Classic- und Adaptive-AUTOSAR-Produktlinien von Elektrobit sind in den virtuellen ECU Creator vorintegriert und ermöglichen einen hochautomatisierten Ansatz für die Integration von Software, die Aktualisierung von Komponenten sowie das Testen und Validieren neuer Builds, ohne dass die Zielhardware benötigt wird. Die Skalierung von vECUs für die Verifizierung und Validierung ist einfach und bedarfsgerecht, sodass die Zeit für Testläufe erheblich reduziert werden kann, was die Markteinführungszeit insgesamt verkürzt.
Zusammenarbeit mit AWS
Continental und AWS arbeiten bereits seit 2021 zusammen. AWS ist der bevorzugte Cloud-Anbieter für den vECU Creator von Continental und unterstützt mit seinen Lösungen „Continental Automotive Edge“ (CAEdge) – ein von Continental entwickeltes modulares Hard- und Software-Framework, das das Fahrzeug mit der Cloud verbindet und eine virtuelle Werkbank mit zahlreichen Optionen bietet, die Automobilherstellern bei der Entwicklung, Bereitstellung und Wartung softwareintensiver Systemfunktionen helfen. So kann der Fahrer während der gesamten Lebensdauer seines Fahrzeugs die gewünschten Funktionen integrieren, indem er schnell und bequem Software-Updates herunterlädt.
„Das Angebot von Continentals vECU Creator in der AWS-Cloud wird den Entwicklungsprozess in der Automobilindustrie grundlegend verändern. Dieser stand jahrelang vor der Herausforderung, Fahrzeugsoftware zu entwickeln, selbst wenn noch keine Hardware vorhanden war“, sagt Wendy Bauer, General Manager Automotive und Manufacturing bei AWS. „Die Ausweitung unserer Zusammenarbeit mit Continental durch virtuelle Steuergeräte und das vECU Creator-Angebot greift ein wichtiges Problem der Branche auf und demokratisiert den Entwicklungsprozess zwischen Autoherstellern und ihren Zulieferern. Mit der Parität, die vECU in der Cloud bietet, können Automobilhersteller nun ihre Entwicklung beschleunigen und die Testeffizienz in einem früheren Stadium des Zyklus erhöhen.“
Ilona Tzudnowski
Mediensprecherin und Themenverantwortliche Software and Central Technologies
Continental Automotive