Continental mit starkem Reifengeschäft im ersten Quartal
- Konzernumsatz 9,3 Milliarden Euro (Q1 2021: 8,6 Milliarden Euro, +8,2 Prozent)
- Bereinigtes EBIT 439 Millionen Euro (Q1 2021: 728 Millionen Euro, -39,8 Prozent)
- Bereinigte EBIT-Marge 4,7 Prozent (Q1 2021: 8,5 Prozent)
- Operatives Ergebnis 375 Millionen Euro (Q1 2021: 663 Millionen Euro, -43,4 Prozent)
- Nettoergebnis 245 Millionen Euro (Q1 2021: 448 Millionen Euro für fortgeführte und nicht fortgeführte Aktivitäten)
- Free Cashflow vor Akquisitionen und Desinvestitionen (bereinigter Free Cashflow)
-174 Millionen Euro(Q1 2021: 646 Millionen Euro für fortgeführte und nicht fortgeführte Aktivitäten) - CEO Nikolai Setzer: „Im ersten Quartal haben uns die Preissteigerungen in den Bereichen Beschaffung und Logistik stark betroffen. Trotz dieses massiven Gegenwinds haben wir im Reifenbereich ein gutes Ergebnis erzielt“
- Erwartungen für das Geschäftsjahr 2022: Konzernumsatz von rund 38,3 bis 40,1 Milliarden Euro, bereinigte EBIT-Marge von rund 4,7 bis 5,7 Prozent
- Recycling von Altreifen wird weiter optimiert und ausgebaut
Hannover, 11. Mai 2022. Continental hat sich im ersten Quartal 2022 trotz eines zunehmend turbulenten Marktumfelds mit einem starken Reifengeschäft gut behauptet. Zahlreiche exogene Faktoren, wie der Krieg gegen die Ukraine, die Coronavirus-Pandemie, fehlende Elektronikbauteile sowie Kostensteigerungen in den Bereichen Beschaffung und Logistik, stellten insgesamt enorme Herausforderungen dar. Der Konzernumsatz lag im abgelaufenen Quartal bei 9,3 Milliarden Euro (Q1 2021: 8,6 Milliarden Euro, +8,2 Prozent) und das bereinigte operative Ergebnis bei 439 Millionen Euro (Q1 2021: 728 Millionen Euro, -39,8 Prozent). Das entspricht einer bereinigten EBIT-Marge von 4,7 Prozent (Q1 2021: 8,5 Prozent).
„Das abgelaufene Quartal wurde überschattet vom Krieg gegen die Ukraine und damit einhergehenden massiven Auswirkungen auf ohnehin bereits hohe Energiepreise sowie angespannte Logistikketten und Rohstoffmärkte. Zudem haben die Schritte zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie insbesondere in China die wirtschaftliche Entwicklung negativ beeinträchtigt. Angesichts der vielfachen Herausforderungen haben wir Maßnahmen ergriffen, um die Ergebnisbelastung möglichst einzugrenzen“, sagte Nikolai Setzer, Vorstandsvorsitzender von Continental, am Mittwoch in Hannover und fügte hinzu: „So haben uns die Preissteigerungen in den Bereichen Beschaffung und Logistik im ersten Quartal stark betroffen. Trotz dieses massiven Gegenwinds haben wir im Reifenbereich ein gutes Ergebnis erzielt. Für Automotive sind wir zuversichtlich, dass unsere Maßnahmen eine Ergebnisverbesserung im Jahresverlauf bewirken.“
Continental hat auf die zahlreichen Herausforderungen unmittelbar reagiert, um die Produktion und die Lieferketten bestmöglich aufrechtzuerhalten, so zum Beispiel mit einer frühzeitigen und weiteren Diversifikation der Rohstoffbezugsquellen, mit dem Aufbau von Sicherheitsbeständen sowie einer Neuordnung der Wertschöpfungskette im Elektronikbereich. Zudem arbeitet Continental mit ihren Kunden daran, die Belastung aus den gestiegenen Kosten gemeinsam zu tragen.
Im ersten Quartal 2022 erzielte Continental ein Nettoergebnis von 245 Millionen Euro (Q1 2021: 448 Millionen Euro für fortgeführte und nicht fortgeführte Aktivitäten). Der bereinigteFreeCashflow lag bei -174 Millionen Euro (Q1 2021: 646 Millionen Euro für fortgeführte und nicht fortgeführte Aktivitäten).
„Der negative bereinigte Free Cashflow im ersten Quartal dieses Jahres ergibt sich vor allem aus höheren Beschaffungskosten und dem Aufbau von Lagerbeständen. Für das Gesamtjahr erwarten wir einen bereinigten Free Cashflow in der Bandbreite von rund 0,6 bis 1,0 Milliarden Euro“, erläuterte Katja Dürrfeld, Finanzvorständin von Continental. Die höheren Lagerbestände ergeben sich aus der Erhöhung der Sicherheitsbestände von Rohstoffen und Vorprodukten sowie aufgrund des saisonalen Aufbaus im Reifenbereich.
Schwache Automobilproduktion im ersten Quartal
In den ersten drei Monaten dieses Jahres lag die weltweite Automobilproduktion deutlich unter der des ersten Quartals des Vorjahres. Dabei war insbesondere die Marktentwicklung von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen in Europa stark rückläufig (3,8 Millionen Einheiten, -19,1 Prozent). Nordamerika verzeichnete im Vergleich zum Vorjahresquartal ebenso einen leicht schwächeren Jahresstart (3,6 Millionen Einheiten, -1,8 Prozent). In China lag die Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen über der des Vorjahreszeitraums (6,1 Millionen Einheiten, +6,1 Prozent). Nach vorläufigen Zahlen sank die Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen weltweit im Vergleich zum ersten Quartal 2021 um 4,5 Prozent auf insgesamt 19,7 Millionen Einheiten (Q1 2021: 20,7 Millionen Einheiten).
Entwicklung der Unternehmensbereiche
Die schwache Automobilproduktion bei gleichzeitig steigenden Beschaffungs- und Logistikkosten wirkte sich insbesondere auf den Unternehmensbereich Automotive aus. Der Umsatz stieg um 3,2 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro (Q1 2021: 4,1 Milliarden Euro). Bereinigt um den Einfluss von Wechselkurseffekten und Konsolidierungskreisveränderungen ergibt sich eine organische Umsatzentwicklung von -1,2 Prozent. Dabei hat der Unternehmensbereich Automotive besser abgeschnitten als der Markt. Denn die globale Automobilproduktion ist im ersten Quartal dieses Jahres um 4,5 Prozent gesunken. Die bereinigte EBIT-Marge lag bei -3,9 Prozent (Q1 2021: 2,4 Prozent).
Ein gutes Ergebnis erzielte der Unternehmensbereich Tires. Dabei haben insbesondere die Absätze im Ersatzgeschäft von Pkw- und Nutzfahrzeugreifen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zugelegt. Bei einem Umsatz von 3,3 Milliarden Euro (Q1 2021: 2,7 Milliarden Euro, +20,1 Prozent) wurde eine bereinigte EBIT-Marge von 17,1 Prozent erreicht (Q1 2021: 16,6 Prozent). Das Ergebnis wurde in Höhe von rund 200 Millionen Euro positiv durch die Bestandsbewertung aufgrund gestiegener Anschaffungs- und Herstellungskosten beeinflusst.
Die deutlichen Kostensteigerungen für Beschaffung und Logistik treffen ebenso den Unternehmensbereich ContiTech, dessen Ergebnis dadurch beeinträchtigt wurde. ContiTech erreichte einen Umsatz von 1,6 Milliarden Euro (Q1 2021: 1,5 Milliarden Euro, +3,3 Prozent) sowie eine bereinigte EBIT-Marge von 5,4 Prozent (Q1 2021: 10,2 Prozent). Positiv entwickelten sich dabei insbesondere das Transportband- und das Industrieschlauchgeschäft. Darüber hinaus erhöhte sich der Umsatz im Ersatzmarktgeschäft mit Antriebsriemen und Luftfedern.
Erwartungen für das Geschäftsjahr 2022
Die Marktentwicklung wird in den kommenden Monaten weiterhin von einer hohen Volatilität geprägt sein. Nach 77,1 Millionen produzierten Pkw und leichten Nutzfahrzeugen im vergangenen Jahr erwartet Continental mit Blick auf das Gesamtjahr eine Zunahme zwischen 4 und 6 Prozent (zuvor 6 bis 9 Prozent). Die negativen Auswirkungen der Kostensteigerungen für wichtige Zulieferungen, insbesondere für ölbasierte Rohstoffe sowie im Energiebereich und in der Logistik für Tires und ContiTech, verstärken sich weiter erheblich.
Den Ausblick für das Gesamtjahr hat Continental daher, wie am 21. April 2022 mitgeteilt, angepasst. Der Konzernumsatz wird nun bei rund 38,3 bis 40,1 Milliarden Euro (zuvor rund 38 bis 40 Milliarden Euro) und die bereinigte EBIT-Marge bei rund 4,7 bis 5,7 Prozent (zuvor rund 5,5 bis 6,5 Prozent) erwartet.
Für den Unternehmensbereich Automotive erwartet Continental einen Umsatz zwischen rund 17,8 und 18,8 Milliarden Euro (zuvor rund 18 bis 19 Milliarden Euro) sowie eine bereinigte EBIT-Marge in einer Spanne von rund -0,5 bis 1 Prozent (zuvor rund 0 bis 1,5 Prozent). Hierbei sind wie bisher erhöhte Beschaffungs- und Logistikaufwendungen von rund 1 Milliarde Euro sowie zusätzliche Ausgaben für Forschung und Entwicklung im Geschäftsfeld Autonomous Mobility von rund 100 Millionen Euro berücksichtigt.
Für den Unternehmensbereich Tires geht Continental von einem Umsatz zwischen rund 13,8 und 14,2 Milliarden Euro (zuvor rund 13,3 bis 13,8 Milliarden Euro) sowie einer bereinigten EBIT-Marge zwischen rund 12,0 und 13,0 Prozent (zuvor rund 13,5 bis 14,5 Prozent) aus. Darin ist ein Anstieg der Beschaffungs- und Logistikkosten im Vergleich zum Vorjahr von rund 1,9 Milliarden Euro (zuvor rund 1 Milliarde Euro) enthalten.
Für den Unternehmensbereich ContiTech wird ein Umsatz zwischen rund 6,3 bis 6,5 Milliarden Euro (zuvor rund 6,0 bis 6,3 Milliarden Euro) sowie eine bereinigte EBIT-Marge zwischen rund 6,0 und 7,0 Prozent (zuvor rund 7,0 bis 8,0 Prozent) erwartet. Dies berücksichtigt einen Anstieg der Beschaffungs- und Logistikkosten im Vergleich zum Vorjahr von rund 600 Millionen Euro (zuvor rund 300 Millionen Euro).
Die Investitionen vor Finanzinvestitionen sollten bei rund 6 Prozent vom Umsatz (zuvor unter 7 Prozent) liegen.
Der bereinigte Free Cashflow wird zwischen rund 0,6 und 1,0 Milliarden Euro (zuvor rund 0,7 und 1,2 Milliarden Euro) erwartet.
Sollte die geopolitische Lage, insbesondere in Osteuropa, angespannt bleiben oder sich gar verschlechtern, kann dies weitere nachhaltige Störungen in der Produktion, den Lieferketten und der Nachfrage verursachen. Außerdem können sich weitere negative Auswirkungen aus der andauernden Coronavirus-Pandemie und aus der damit verbundenen Versorgungssituation ergeben. Je nach Ausmaß könnten sowohl der Umsatz aber insbesondere auch das Ergebnis aller Unternehmensbereiche und damit des Konzerns insgesamt niedriger ausfallen als im Vorjahr.
Recycling von Altreifen wird weiter optimiert und ausgebaut
Bis spätestens 2050 will Continental sukzessive 100 Prozent nachhaltig erzeugte Materialien in ihren Reifenprodukten einsetzen. Um dieses Ziel zu erreichen, baut Continental unter anderem ihre Aktivitäten im Bereich des zirkulären Wirtschaftens konsequent weiter aus. Dazu hat das DAX-Unternehmen kürzlich mit Pyrum Innovations, einem Spezialisten für die Pyrolyse von Altreifen, eine Entwicklungsvereinbarung geschlossen. Ziel der Zusammenarbeit ist, das Recycling von Altreifen durch Pyrolyse weiter zu optimieren und auszubauen. So soll mittelfristig unter anderem qualitativ besonders hochwertiger Industrieruß für die Reifenproduktion von Continental gewonnen werden. Ruß ist ein wichtiger Bestandteil vieler Reifenmischungen. Bereits im März 2022 hat Continental mit der Lieferung von Altreifen an Pyrum begonnen. Langfristig wird ein geschlossenes Kreislaufwirtschaftskonzept für das Recycling von Altreifen angestrebt.
Als erster Reifenhersteller hat Continental zudem recyceltes Polyestergarn, das aus gebrauchten PET-Kunststoffflaschen gewonnen wird, in ihre Serienproduktion eingeführt. Der neue Hochleistungswerkstoff kommt im ersten Schritt in ausgewählten Dimensionen der Continental-Sommerreifen PremiumContact 6 und EcoContact 6 sowie dem Ganzjahresreifen AllSeasonContact zum Einsatz. Bei einem Satz Standard-Pkw-Reifen kommen rund 40 recycelte PET-Flaschen zum Einsatz, die andernfalls thermisch verwertet worden wären. Die eigens entwickelte so genannte ContiRe.Tex-Technologie wurde in nur wenigen Monaten zur Serienreife gebracht, kommt ohne bisher notwendige chemische Zwischenschritte aus und ist deutlich energieeffizienter als zuvor bekannte Technologien.
Neues Werk von ContiTech in Indien
Im April hat Continental ihr neues Werk in Pune, Indien, eingeweiht. Dort werden von ContiTech Oberflächenmaterialien hauptsächlich für den indischen Automobil- und Zweiradmarkt hergestellt. Continental hat mehr als 20 Millionen Euro in die Anlagen und Maschinen zur Herstellung von hochwertigen Oberflächenmaterialien investiert. Die rund 14.000 Quadratmeter große Produktionsanlage hat eine anfängliche Jahreskapazität von fünf Millionen Quadratmeter Oberflächenmaterialien. Diese kann auf bis zu 10 Millionen Quadratmeter erweitert werden. Das neue Werk zeichnet sich durch erstklassige Energieeffizienzstandards, nachhaltige Produktionsprozesse, eine ergonomische Arbeitsumgebung, eine 100-prozentige Abwasseraufbereitung, Abluftreinigung für alle Prozesse und die Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen aus.
Starker Auftragseingang im ersten Quartal
Continental erhielt im ersten Quartal zudem zwei Serienaufträge für Displaylösungen, deren Umsatzvolumen sich zusammen auf mehr als 2,5 Milliarden Euro summiert. Insgesamt generierte der Unternehmensbereich Automotive im ersten Quartal 2022 einen Auftragseingang von mehr als 5,8 Milliarden Euro (Q1 2021: 3,9 Milliarden Euro).
Darüber hinaus baut Continental ihre globalen Aktivitäten im Bereich Fahrerassistenzsysteme und automatisiertes Fahren weiter aus und stärkt Entwicklungsstandorte in Deutschland. So begann das Technologieunternehmen im März mit der Erweiterung des Standorts in Memmingen und der Planung eines neuen zentralen Standorts in Neu-Ulm. In Memmingen werden bis zu 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am neuen Entwicklungscampus tätig sein. Fertigstellung und Bezug des Neubaus sind für Mitte 2023 geplant. In Neu-Ulm werden Kompetenzen von bisher drei Standorten und bis zu 700 Mitarbeitern gebündelt. Der Baubeginn ist für Dezember 2022 und die Fertigstellung im Jahr 2024 geplant. Insgesamt plant Continental, knapp 75 Millionen Euro in den nächsten drei Jahren in die beiden Standorte zu investieren.
Überblick aller Materialien: Ergebnisse Q1 | 2022