150 Jahre Continental: Von „Hü!“ bis Hightech
- 2021 feiert Continental 150 Jahre Geburtstag
- Spezialreifen von Continental Commercial Specialty Tires haben die Industriegeschichte maßgeblich mitgeschrieben
- Breite Produktpalette deckt heute unterschiedlichste Einsatzbereiche optimal ab
Hannover, 10. Mai 2021. Auf dem Acker, im Hafen, auf dem Flugfeld: Spezialreifen von Continental Commercial Specialty Tires sorgen in unterschiedlichsten Einsatzgebieten für Grip und Bewegung. Ihre lange Historie ist zudem ein bedeutendes Kapitel der internationalen Industriegeschichte.
Regenmäntel, Thermoflaschen sowie Fahrrad- und Kutschenreifen: Das waren die wesentlichen Produkte im Portfolio von Continental im Jahr 1871, unmittelbar nach Gründung des Unternehmens in Hannover. Heute, 150 Jahre später, ist Continental global einer der größten Zulieferbetriebe für die gesamte Mobilitätsindustrie und eines der bedeutendsten internationalen Technologieunternehmen, dessen vielfältigen Produkte die Welt in Bewegung halten. Einen bedeutenden Beitrag dazu leisten seit rund einhundert Jahren auch Spezialreifen für unterschiedlichste Industrie-, Agrar- und Mobilitätsanwendungen. Weltweit rollen Landwirtschafts-, Bergbau- und Transport- sowie Schwerlastmaschinen mit Reifen, die heute bei Continental im Geschäftsbereich Commercial Specialty Tires entwickelt und produziert werden.
Ende 19. Jahrhundert: Hufpuffer gaben Pferden sicheren Stand bei Schnee und Glätte
Bevor jedoch die fortschreitende Industrialisierung nach immer mehr Varianten an Spezialreifen verlangte, gehörten im 19. Jahrhundert Pferde und Kutschen zu den wichtigsten Fortbewegungsmitteln. Der Antrieb war zumeist ein forsches „Hü!“ des Kutschers oder Feldarbeiters statt eines Motors. Continental produzierte deshalb noch sogenannte „Hufpuffer“- spezielle Gummis, die verhindern sollten, dass Pferde auf vereisten Flächen wegrutschten. Als Carl Benz 1886 sein Patent für das erste Automobil mit Verbrennungsmotor anmeldete, nahm die Geschichte ihren Lauf: Der erste Luftreifen mit Schlauch wurde 1889 in Frankreich entwickelt.
20er Jahre: Continental mit Innovationen für Landwirtschaft und Industrie
Als einen wichtigen Markt hatte Continental schon früh die Landwirtschaft ausgemacht. Spätere Industrienationen wie Deutschland waren damals vor allem agrarisch geprägt. 1917 baute Henry Ford in den USA den ersten Traktor, der mit heutigen Modellen vergleichbar ist. Zehn Jahre später hatten sich solche Ackerschlepper bereits zunehmend auch in Europa durchgesetzt. Die große Herausforderung für Traktoren: Sie müssen sowohl auf dem Feld als auch auf der Straße sicher zu fahren sein. Mit herkömmlichen Reifen war das zu der Zeit nicht möglich. Continental reagierte und stellte 1928 den T2 Acker-Schlepper-Reifen™ vor - den ersten pneumatischen Landwirtschaftsreifen Europas. Mussten beim Wechsel vom Acker auf die Straße zuvor häufig noch umständlich Eisen- und Elastikreifen gewechselt werden, konnten mit den neueren Reifenmodellen alle Untergründe befahren werden.
Auch beim Transport der immer schwerer werdenden Lasten wurden vermehrt Reifen benötigt, die besonderen Anforderungen gerecht wurden. In Produktionshallen und Lagern, in den wachsenden Seehäfen und beim Wandel von der Stückgutfracht zur Containerverladung wuchsen die Ansprüche an das Material – und damit an die Reifen. Bisherige Reifenmodelle reichten oftmals nicht mehr aus. 1920, zwei Jahre nach Ende des ersten Weltkriegs, kam deshalb der erste elastische Vollgummi-Reifen auf den Markt.
Wirtschaftswunder: Spezialreifen für Material Handling, Flughafen und Hafen
Der Bereich Material Handling entwickelte sich nach Ende des zweiten Weltkriegs zu einem besonders wichtigen Geschäftsfeld für Continental. „Es gab immer mehr Spezialmaschinen und Transportfahrzeuge, der Bedarf an maßgeschneiderten Reifenlösungen stieg“, sagt Matthias Müller, heutiger Product Line Manager Material Handling. Die Einführung der standardisierten Europalette im Jahr 1961 führte zu einem erneuten Boom der Branche. Fünf Jahre später stellte Continental den ersten Reifen mit der Bezeichnung ContiSuperElastic™ (CSE) vor, welcher bis heute das Produktportfolio prägt.
1955 stellte sich als besonders wichtiges Jahr der Nachkriegszeit für Continentals Spezialreifen heraus. In der westlichen Welt erlebte die Landwirtschaftsindustrie einen großen Aufschwung: Allein in Deutschland wurden in diesem Jahr fast 100.000 Traktoren zugelassen, so viele wie nie zuvor. Continental präsentierte noch im gleichen Jahr den AS Farmer™. Sein neues Profildesign war breiter angelegt, was sich vor allem in stark verbesserten Selbstreinigungseigenschaften äußerte. Die Zugkraft auf sämtlichen Böden konnte so um 20 Prozent erhöht werden.
Im Jahr 1955 wurde auch der Nürnberger Flughafen eröffnet, der erste echte internationale Airport in Deutschland nach Ende des zweiten Weltkriegs. Continental erkannte auch hier ein bedeutendes Geschäftsfeld: Als einziges Unternehmen haben die Hannoveraner heute ein komplettes Reifen-Portfolio für die Flughafenindustrie im Angebot. Das Technologieunternehmen produziert Spezialreifen für sämtliche Fahrzeuge, die auf dem Flugfeld unterwegs sind - Flugzeug-Schlepper, Tank- und Löschfahrzeuge, Gepäcktransporter sowie Passagierbusse. Ein oft eingesetzter Reifen auf dem Flugfeld ist der massive Industrie-Radialreifen ContiRV20™, dessen Rippenprofil besonders wenig Vibration hervorruft.
Zu einem ähnlich wichtigen Geschäftsfeld für Continental Commercial Specialty Tires ist auch die Hafenwirtschaft geworden. Hier wuchs das Portfolio mit der steigenden Bedeutung des Waren-, Rohstoff- und Lastentransports auf dem Seeweg. Continental bietet heute ein umfassendes Produktportfolio mit Speziallösungen für jede denkbare Be- und Entladungsmaschine in den großen Containerhäfen der Welt an. Das Modell ContainerMaster+™, das auch in Häfen u.a. für Containerlader und Transporter eingesetzt wird, entpuppte sich als echter Alleskönner.
90er Jahre: Internationalisierung im Segment Landwirtschaftsreifen
Dank fortschreitender Entwicklungen fanden die Landwirtschaftsreifen immer größeren Anklang. In den 1990er Jahren baut Continental die Präsenz in ausländischen Märkten, vor allem in Europa und Nordamerika, aus und wird Erstausrüster für eine Vielzahl an landwirtschaftlichen Fahrzeugherstellern weltweit. 2004 wird das Landwirtschaftsreifensegment verkauft – als Folge einer Konzentration des Gesamtgeschäftes. In diesem Zuge gehen die Lizenz zur Produktion sowie Vermarktung von Agrarreifen unter der Marke Continental an die Firma CGS/Mitas. Entwicklung und Vertrieb von Produkten und Lösungen aus dem Continental Automotive-Bereich gehen davon unbetroffen weiter – und die Nachfrage der Kunden nach Continental-Landwirtschaftsreifen steigt.
Auch im Bereich Material Handling erlebt Continental in den 1990ern weiteren Aufschwung. 1991 geht am Produktionsstandort Korbach der 1,5 Millionste CSE-Reifen über das Band, im Jahr 2000 sind es bereits 3,5 Millionen CSE-Reifen. Das CSE-Portfolio wurde zuvor 1994/95 um den CSE-Robust SC 15™ erweitert.
Zum 150. Geburtstag: Runderneuertes Portfolio für verschiedenste Branchen
2016 erwirbt Continental seine Markenrechte vorzeitig zurück und kehrt 2017 mit den Premium-Radialreifen Tractor70™und demTractor85™ auf den Markt der Landwirtschaftsreifen zurück Im gleichen Jahr eröffnete das Unternehmen sein neues Werk für Landwirtschaftsreifen im portugiesischen Lousado. Im runderneuerten Portfolio ist seitdem auch der Premium-Radialreifen TractorMaster™, ein robustes und verschleißarmes Modell, welches durch seinen hohen Komfort sowohl auf dem Acker als auch auf der Straße gute Dienste leistet.
Ein besonders anspruchsvolles und für Continental wichtiges Einsatzgebiet für Reifen ist das Bergbau- und Bausegment. Das Unternehmen stellt sich dieser Herausforderung bereits seit den vielen Jahren. Ende der 90er Jahre betritt Continental den Markt mit dem ersten eigenen Eartmoving OTR-Radialreifen EM3™ und erweitert seitdem kontinuierlich die Produktpalette. Reifen auf Baustellen, in Minen müssen bei Nässe, sengender Hitze, eisiger Kälte und auf Sand oder Erde, aber auch im Schlamm, auf scharfem Schotter oder Kies, stets optimale Leistungen bringen. Bis zu 2,20 Meter im Durchmesser groß und bis zu einer Tonne schwer kann ein solcher Spezialreifen aus Continentals Earthmoving-Portfolio sein.
Mit digitalen Lösungen gewappnet für die Zukunft
Diese extremen Bedingungen setzen eine hohe Strapazierfähigkeit und Leistungsperformance der Spezialreifen voraus, die den Reifen auch in Zukunft immer mehr abverlangen. Um den Zustand der Reifen stets im Blick zu haben, setzt Continental daher vermehrt auf digitales Reifenmonitoring: In Ergänzung zu ContiPressureCheck™ und ContiConnect Yard™ entwickelte das Unternehmen ContiConnect™ Live. Mithilfe dieser Einheit werden die erhobenen Daten zu Reifendruck und -Temperatur über eine zentrale Telematikeinheit in Echtzeit in eine Cloud gesendet. Zusätzlich übermittelt ContiConnect™ Live mittels GPS den Standort des Fahrzeugs und erfasst die Betriebsstunden der Reifen. Flottenmanager haben damit unabhängig vom Standort schneller und komfortabler den Überblick über den Zustand der Fahrzeuge. Durch die Auswertung der Informationen profitiert die Flotte von reduzierten Ausfällen, gesenkten Wartungskosten und einer Verlängerung der Betriebszeit und macht sie fit für die Zukunft.
Vom ersten elastischen Vollgummi-Reifen im Jahr 1920 hin zum Produzenten von Spezialreifen für Hafenkräne, Landmaschinen, die verschiedensten Baumaschinen und Tunnelbohrmaschinen – Continentals Commercial Specialty Tires schrieben in den vergangenen 100 Jahren wichtige Kapitel der internationalen Industriegeschichte maßgeblich mit.
Julia Reinhold
Kommunikationsmanagerin Spezialreifen
Business Area Specialty Tires
Continental Tires