Continental bringt Technologien für Robo-Taxis in Serie
- Continental-Technologien wie ABS, Radar und ein redundantes Bremssystem kommen erstmals in Robo-Taxis zum Serieneinsatz
- Weltweites Entwicklungsnetzwerk von Continental passt Serientechnologie an die Erfordernisse von fahrerlosen Fahrzeugen an
- Mit dem CUbE steht ein Entwicklungsfahrzeug für reale Tests in unterschiedlichsten Anwendungsbereichen bereit
- Neues Pilotprojekt startet in Auburn Hills, Michigan (USA)
Frankfurt am Main, 9. Juli 2019. Fahrerlose Robo-Taxis sollen in Zukunft zu einem wichtigen Teil der Mobilität in Ballungsgebieten werden und den Straßenverkehr flüssiger, umweltfreundlicher und effizienter machen. Noch sind solche fahrerlosen Transportsysteme seltene Ausnahmen auf unseren Straßen. Autonome Shuttle-Busse mit Platz für mehrere Fahrgäste – auch das sind Robo-Taxis – fahren bislang in Pilotprojekten auf überschaubaren, öffentlichen Strecken sowie in abgegrenzten Bereichen auf Flughäfen, Krankenhaus-, Universitäts- oder Messegeländen. Die Technologie jedoch, mit der sich diese komplett neuartigen Fahrzeuge ohne Lenkrad und Pedale selbstständig, elektrisch und sicher bewegen, ist nahezu vollständig vorhanden. Bei dem Technologieunternehmen Continental arbeiten Forscher und Entwickler in Europa, Nordamerika und Asien daran, bewährte Serientechnologien für den Einsatz in solchen Robo-Taxis fit zu machen. Noch in diesem Jahr kommen solche Technologien im autonomen Shuttle-Bus EZ10 des französischen Unternehmens EasyMile erstmals in Serie. Continental ist an dem Hersteller von fahrerlosen Fahrzeugen seit 2017 beteiligt.
Maßgeschneiderte Technologien für Kunden, die fahrerlose Mobilitätssysteme entwickeln
„Die technologischen Bausteine, damit Robo-Taxis funktionieren können, sind prinzipiell vorhanden und erprobt. Wir müssen sie jetzt allerdings intelligent, sicher und effizient zu einem Gesamtbild zusammenfügen“, sagt Andree Hohm, Direktor Fahrerlose Mobilität bei Continental. Die zentrale Entwicklungsplattform für diese Arbeit ist der CUbE, ein fahrerloser Kleinbus auf Basis der EZ10 Plattform. Hierbei geht es nicht darum, den CUbE zum Serienfahrzeug zu entwickeln, sondern verschiedene Technologien von Continental, wie beispielsweise Bremssysteme und Umfeldsensoren für den Serieneinsatz in Robo-Taxis marktreif zu machen. Andree Hohm sagt über die Zielsetzung: „Kunden, die fahrerlose Mobilitätssysteme entwickeln, sollen bei Continental aus einem breiten Angebot leistungsfähiger Produkte und Lösungen schöpfen können. Dafür stellen wir die Weichen. Unsere weltweiten Aktivitäten adressieren dabei lokale Besonderheiten.“
Damit ein Robo-Taxi überhaupt autonom fahren kann, muss es zunächst seine Umgebung verlässlich, präzise und lückenlos erfassen. Dies geschieht mittels Umfeldsensoren wie Kamera, Radar oder Laser. Mit Hilfe des CUbE hat Continental beispielsweise ein Radarsystem speziell für fahrerlose Fahrzeuge zur Serienreife entwickelt. Das Fahrzeug kann ein 360-Grad Abbild seiner Umgebung erzeugen, indem die Daten aus unterschiedlichen Sensortechnologien miteinander kombiniert werden. Das wiederum gewährleistet nicht nur eine ausreichende Redundanz, sondern auch eine bislang unerreichte Genauigkeit, denn Radarsysteme funktionieren unabhängig von den Sichtverhältnissen und können sogar unter Objekten – beispielsweise geparkten Autos – hindurchsehen und etwa eine dahinter liegende Häuserecke erkennen.
Der noch in diesem Jahr im autonomen Shuttle EZ10 von EasyMile zum Einsatz kommende Radar von Continental erfasst die Umgebung des Fahrzeugs im Umkreis von bis zu 200 Metern. Insgesamt ist das Fahrzeug dann neben Lasersensoren und Kameras mit sieben Radarsensoren bestückt. So kann der Standort genau bestimmt werden, und zugleich lassen sich Hindernisse und potenziell kritische Situationen frühzeitig erkennen. Bewährte Produkte aus der hochvolumigen Pkw-Produktion werden intelligent vernetzt und aufeinander abgestimmt, so dass sie für eine komplett neue Art der Mobilität passend sind.
Redundante Bremssysteme und ABS-Funktionen für Robo-Taxis
Eine mindestens doppelte Absicherung ist nicht nur bei der Umfelderfassung fahrerloser Fahrzeuge ein Muss, sondern auch bei deren Bremssystemen. Continental hat dafür geeignete Technologien im Portfolio – etwa das seit 2016 im Serieneinsatz befindliche One-Box-Bremssystem MK C1, das ABS, ESC sowie Bremskraftverstärkung vereint. Für den Einsatz in autonomen Fahrzeugen wird das One-Box-Bremssystem mit einer Hydraulic Brake Extension kombiniert, die bei einem – höchst unwahrscheinlichen – Ausfall der Primärbremse das Fahrzeug sicher und inklusive ABS verzögern kann. Eine Bremsfunktion ist damit sichergestellt. Beide Systeme sind umfangreich getestet, abgesichert und industrialisiert. In neuer Kombination bilden sie das redundante und serienreife Bremssystem MK C1 HAD für hochautomatisiertes Fahren und für fahrerlose Mobilitätsanwendungen. MK C1 HAD bietet einen weiteren, zusätzlichen Sicherheitsgewinn: Der elektromechanisch erzeugte, maximale Bremsdruck ist bereits nach 150 Millisekunden erreicht. So können automatisiert und autonom fahrende Fahrzeuge ohne Fahrereingriff schneller zum Stillstand gebracht werden als das mit konventionellen Bremssystemen möglich wäre.
Eine weitere Besonderheit stellt dabei die ABS-Funktion dar, denn ein solches System gibt es bislang noch nicht in einem Robo-Taxi. Die Technologie wird vor allem wichtig, wenn fahrerlose Fahrzeuge künftig auch bei winterlichen Straßenbedingungen unterwegs sind. Für sicheres Anfahren auf teils glatter Straße, größtmögliche Haftung an rutschigen Steigungen oder beim Bremsen sorgen Fahrdynamiksysteme wie ABS, ESC oder die Traktionskontrolle. Dazu kommt, dass Robo-Taxis in Form von Kleinbussen typischerweise höher sind als klassische Pkw und damit einen höheren Schwerpunkt haben, um ein aufrechtes und bequemes Ein- oder Aussteigen zu ermöglichen. Damit wird eine vorausschauende Fahrdynamikregelung relevant, um ein unkritisches und stabiles Fahrverhalten in Kurven sicherzustellen. Auch dies gehört zum Spektrum innovativer und leistungsfähiger Fahrregelsysteme von Continental.
Forschung an weltweiten Standorten mit einem Ziel: Das Robo-Taxi der Zukunft
Vorangetrieben wird die Entwicklung dieser und weiterer Technologien für das fahrerlose Fahren in einem globalen Netzwerk mit insgesamt fünf Kompetenzzentren von Continental in Deutschland, Japan, Singapur, China und den USA. An den Standorten wird mit unterschiedlichen Schwerpunkten geforscht und entwickelt, jedoch stets mit Hilfe der Plattform CUbE und immer mit dem einheitlichen Ziel im Blick, geeignete Technologien für kommende Generationen sicherer und effizienter Robo-Taxis bereitzustellen. In abgeschlossenen Bereichen – etwa auf einem Betriebsgelände oder auf speziellen Routen in klar abgegrenzten Stadtbereichen – sind fahrerlose Mobilitätsangebote bereits heute in Betrieb. Es dürfte jedoch noch rund ein Jahrzehnt dauern, ehe Robo-Taxis flächendeckend im normalen Straßenverkehr unterwegs sein werden. Auf diesem Weg werden noch zahlreiche Entwicklungsschritte nötig sein, um die Fahrzeuge stetig sicherer und alltagstauglicher zu machen. Einer dieser Entwicklungsschritte sind reale Pilotprojekte, bei denen Entwicklungsmöglichkeiten für autonomes Fahren in städtischen Gebieten untersucht werden.
Daher werden Continental, EasyMile, die Oakland University und die Stadt Auburn Hills in Michigan einen Piloteinsatz eines autonomen Shuttles durchführen, der durch Michigans Mobilitätsinitiative PlanetM, die Firmen beim Testen von Mobilitätskonzepten unterstützt, bezuschusst wurde. Das Pilotprojekt beginnt Ende August 2019 und bis zu sechs Monate dauern. Das fahrerlose Shuttle fährt auf dem Gelände der Oakland University, einem weitläufigen und hügeligen College-Campus, wo die Orientierung zwischen den Gebäuden zu einer Herausforderung für Studierende und Dozenten werden kann. Eine passende Lösung dafür ist der autonome Shuttle-Service, der für alle Menschen, die den Campus nutzen, zugänglich sein wird.
Während des Pilotversuchs wird Continental seine Zonar-Technologie integrieren, die Fahrzeuginspektionen durch die RFID-Technologie EVIR ermöglicht. Das EVIR-System erfasst und überträgt die Inspektions-, Konformitäts- und Wartungsdaten des Fahrzeugs an den Betreiber sowie protokolliert diese. Darüber hinaus erkennt die Zonar Z Pass Technologie wo und wann Mitfahrer in das Fahrzeug ein- und aussteigen. Ziel dieses Pilotprojekts ist es, Erfahrungen mit dem Betrieb von fahrerlosen Fahrzeugen und wertvolle empirische Daten zu sammeln, die in die Technologieentwicklung für diese Fahrzeuge integriert werden.
Zudem müssen die dazu nötigen Technologien so konzipiert werden, dass sie in industriellem Stil und großen Stückzahlen gefertigt werden können. Auch aus regulatorischer und gesellschaftlicher Sicht sind noch etliche Fragen zu klären und Lösungen zu entwickeln, ehe Robo-Taxis das alltägliche Straßenbild prägen können. Andree Hohm sagt: „Fahrerlose Fahrzeuge bedeuten eine Revolution und diese Revolution wird und muss in evolutionären Schritten stattfinden.“
Sören Pinkow
Mediensprecher und Themenverantwortlicher Safety and Motion
Continental Automotive