Was sich bei der Tachographenprüfung ändert: Die fünf wichtigsten Tipps für Werkstätten
Der digitale Tachograph wird intelligent. Für Nfz-Werkstätten bedeutet dies: Es gibt neue Vorgaben für die Tachographenprüfung. Fünf Tipps zu den Veränderungen und wie Betriebe sich darauf vorbereiten.
Mitte 2019 wird für Fahrzeughersteller der Einbau des intelligenten digitalen Tachographen DTCO 4.0 bei allen neu zugelassenen Lkw und Fahrzeugen mit mehr als 3,5t zGG im gewerblichen Verkehr Pflicht. Dann sind die Verordnung (EU) Nr. 165/2014 und die Durchführungsverordnung (EU) 2016/799 wirksam. „Damit gibt es auch Veränderungen bei regelmäßigen Tachographenprüfungen“ sagt Michael Gut, Programm-Manager Tachographen-Service bei Continental. „Zu den bereits bekannten Schritten kommen im Wesentlichen drei hinzu, es bedarf neuer Prüfgeräte und einer erweiterten Qualifizierung für die neuen Technologien.“ Michael Gut muss es wissen, denn Continental beliefert nicht nur seit Jahrzehnten die Fahrzeughersteller und Flottenbetreiber weltweit mit Tachographen, sondern hat auch unmittelbar nach dem Entstehungsprozess der neuen EU-Vorschrift mit den Landesvertretungen und Partnern die notwendigen Werkstattkonzepte umgesetzt. Das Technologieunternehmen hat auch in zahlreichen Ländern das Mandat, um Werkstätten für die Tachographenprüfung zu qualifizieren, und bietet unter der Produktmarke VDO alle benötigten Kontrollgeräte an.
„Das A und O für Werkstätten ist jetzt die Vorbereitung“, betont Gut. „Wer sich Schritt für Schritt für die Vorgaben rüstet, hat es leichter – und kann auch notwendige Investitionen besser planen.“ Viel Zeit bleibt nicht mehr: Denn Lkw mit dem intelligenten digitalen Tachographen an Bord werden schon ab dem 1. Quartal 2019 in die Werkstätten kommen.
Tipp 1: Funktion der DSRC-Schnittstelle nachweisen
Lkw haben künftig an der Windschutzscheibe eine DSRC-Antenne (Dedicated Short Range Communication) verbaut. Über diese drahtlose DSRC-Schnittstelle sendet der intelligente digitale Tachograph Daten an aktiv anfragende DSRC-Lesegeräte, sogenannte Baken, von Kontrollbeamten. So können sie eine Überprüfung im Fahren durchführen und mögliche Unstimmigkeiten sofort erkennen. Für die Werkstatt bedeutet dies: Sie muss mit einem geeigneten Prüfgerät die Funktion der DSRC-Schnittstelle während einer periodischen Prüfung nachweisen. Einfach gesagt: Sie testet, ob eine Fernkontrolle möglich ist.
Tipp 2: Funktion des Satelliten-Empfängers (GNSS) prüfen
Außerdem wird die Anbindung an ein globales Satellitennavigationssystem (GNSS) Pflicht. Dieses kann Informationen über die Position der Fahrzeuge speichern und so lässt sich leichter überprüfen, ob die Kontrolldaten plausibel sind. Zu prüfen, ob der Satelliten-Empfänger des Tachographen einwandfrei funktioniert, gehört daher zukünftig auch zu den Aufgaben der Werkstatt. Für die Prüfung auf Rollenprüfständen in geschlossenen Hallen ist es notwendig, durch Repeater für ein stabiles Satellitensignal während der Prüfung zu sorgen. Einige Prüfcomputer wie das VDO WorkshopTab von Continental verfügen über Möglichkeiten, den Satellitenempfang des Kontrollgeräts durch Diagnose zu verifizieren und im Fehlerfall Ursachen zu detektieren.
Tipp 3: Geschwindigkeitsgeber neu plombieren
Mit der neuen Verordnung wird in Europa zum ersten Mal eine für alle Länder gültige einheitliche Plombiervorschrift gelten. Jede Werkstatt muss bei jeder periodischen Prüfung die mechanische Plombierung des Geschwindigkeitsgebers auf Unversehrtheit prüfen und – das ist neu – ihn grundsätzlich immer neu plombieren. Die Plomben müssen in Zukunft von einem zertifizierten Lieferanten gekauft werden und eine eineindeutige Identifikationsnummer tragen. Diese muss die Werkstatt auch auf dem Einbauschild vermerken. Alle heute erhältlichen Plomben verlieren ihre Gültigkeit.
Tipp 4: Neue Prüfgeräte anschaffen und in moderne Prüftechnik investieren
Zum Testen der DSRC-Schnittstelle muss die Werkstatt ein geeignetes System mit DSRC-Technik anschaffen, sozusagen das Pendant zu dem Gerät der Kontrollbehörden. Sie benötigt zudem einen GNSS-Repeater und moderne Prüfcomputer, die auf die neuen Test- und Diagnosetechnologien ausgelegt sind. Wer noch mit älterem Prüfequipment für die erste Tachographen-Generation arbeitet, sollte möglichst bald in neue Prüfgerätesysteme investieren, um sich Schritt für Schritt an das Handling zu gewöhnen. Notwendige Anpassungen und Weiterentwicklungen für das Testen der DSRC-Schnittstelle können bei im Feld befindlichen Geräten per Update aufgespielt werden. „Für unser VDO WorkshopTab ist eine entsprechende Software bereits im Feldtest, genauso wie das DSRCMeter für die Kontrolle der DSRC-Schnittstelle“, erklärt Michael Gut von Continental.
Tipp 5: An Qualifizierung und neue Werkstattkarte denken
Werkstätten, die eine Tachographenprüfung für Lkw mit dem neuen intelligenten digitalen Tachographen anbieten möchten, müssen sich dafür qualifizieren. Auch hier gilt: Je früher, desto besser. Bei Continental starten die ersten Trainings, um das Werkstattpersonal auf die Anforderungen der künftigen Prüfungen vorzubereiten, in Kürze. Schulungstermine für das letzte Quartal 2018 sind im VDO Academy Portal buchbar. Werkstätten müssen auch an ihre neue Werkstattkarte denken.
DTCO 4.0: Der intelligente digitale Tachograph
Die Tachographen-Verordnung (EU) 165/2014 bringt zahlreiche Funktionserweiterungen der Gerätetechnologie mit sich: Der digitale Tachograph wird intelligent. Nach den neuen gesetzlichen Anforderungen hat Continental unter der Produktmarke VDO den DTCO 4.0 entwickelt. „Der neue Tachograph ist noch besser vor Manipulationen geschützt und bietet mehr Transparenz im operativen Bereich“, sagt Dirk Gandras, Program Manager TTS Vehicle Units bei Continental.
Die EU-Richtlinien sehen eine standardisierte DSRC-Technologie (Dedicated Short Range Communication) für einen integrierten Remote-Control-Modus vor. Um gezieltere Kontrollen der Fahrzeuge zu ermöglichen, sendet der DTCO 4.0 über eine an der Windschutzscheibe installierte DSRC-Antenne bestimmte Daten aus dem vorbeifahrenden Fahrzeug heraus an Kontrollbeamte mit entsprechendem Lesegerät. Zudem gibt es eine Anbindung an ein globales Satellitennavigationssystem (GNSS). Darüber werden künftig die Positionsdaten automatisch erfasst, die auch zur Unterstützung des Flottenmanagements genutzt werden können.
Neu ist auch eine ITS-Schnittstelle (Intelligent Transportation Systems), die Flottenbetreibern helfen kann, die Effizienz zu erhöhen und zahlreiche Informationen aus dem Digitalen Tachographen über eine standardisierte Schnittstelle zur Verfügung stellt.
Valerie Libercka
Mediensprecherin und Themenverantwortliche Smart Mobility
Continental Automotive