Zentrales Audio-Management von Continental bringt Fahrer und Verkehr auf Ohrenhöhe
- Auf dem Weg zur ganzheitlichen Mensch-Maschine-Schnittstelle: Software integriert und priorisiert alle Soundquellen im Fahrzeug
- Zielgerichtete Audio-Ausgabe unterstützt den Fahrer und lenkt dessen Aufmerksamkeit in komplexen Situationen zur richtigen Stelle
- Kundenspezifische Anpassungen aller Systemtöne und nachladbare Klangschemata sorgen für individuelles Markenerlebnis
- Plug-in basiertes System nimmt alle gewünschten Soundalgorithmen auf
Wetzlar, 17. Oktober 2016. Blinkergeräusche, Einparkhilfe, Navigationsansagen, Warntöne, eingehende Nachrichten oder Telefonanrufe – in modernen Autos ist eine Vielzahl unterschiedlicher Soundquellen verbaut, die bisher meist separat voneinander gesteuert werden. Eine Priorisierung von Tönen über Domänengrenzen hinweg oder die Nutzung von Tönen über ihre eigentliche Funktion hinaus ist so bislang kaum möglich. Deshalb hat Continental ein zentrales Audio-Management entwickelt, das alle akustischen Quellen im Fahrzeug auf einem einzigen System integriert. Das internationale Technologieunternehmen eröffnet Automobilherstellern damit vollkommen neue Möglichkeiten in der Gestaltung der ganzheitlichen Mensch-Maschine-Schnittstelle. So kann die Aufmerksamkeit des Fahrers mit Hilfe des Audio-Managements beispielsweise zielgerichtet gelenkt werden: Nähert sich von rechts eine Gefahrenquelle, wie ein anderes Fahrzeug, ertönt ein akustisches Warnsignal räumlich gerichtet von der rechten Fahrzeugseite, während alle anderen Töne ausgeblendet werden. Gleichzeitig erlaubt die Lösung, Soundschemata im Fahrzeug individuell zu gestalten und bereits vorhandene Geräusche zu priorisieren oder intensiver zu nutzen. Dann ertönt zum Beispiel ein intensiverer Warnton, wenn ein Mensch hinter dem Fahrzeug vorbeiläuft, als wenn der Fahrer auf einen Pfosten zufährt.
Als zentrale Hardware zur Integration der zahlreichen Soundquellen dient unter anderem die Integrated Interior Plattform, die als Schaltzentrale im Fahrzeug für einen reibungslosen Informationsfluss sorgt. Johann Hiebl, Leiter der Continental Geschäftseinheit Infotainment & Connectivity, fasst die Vorteile des Systems zusammen: „Mit dem zentralen Audio-Management entwickeln wir die ganzheitliche Mensch-Maschine-Schnittstelle weiter und ergänzen sie um eine akustische Ebene. Durch die zielgerichtete akustische Führung des Fahrers unterstützen wir ihn bei der Orientierung im Verkehr und der Einschätzung kritischer Situationen.“
Erst Einsen und Nullen, dann Warnhinweise und Töne
Eine wesentliche Funktion neben dem zentralen Audio-Management ist die Live-Datenanbindung der Software. Das System kann zum Beispiel mit Fahrerassistenzsystemen oder Cloud-Anwendungen wie dem elektronischen Horizont von Continental vernetzt werden. Auf Basis der empfangenen Daten erzeugt oder modifiziert es Töne – die sogenannte Sonifikation. Diese Verklanglichung von Daten hilft dem Fahrer beispielsweise während der Navigation: Nähert sich das Fahrzeug einer Abbiegung, zeigt dies ein schneller werdender Ton an, sodass der Fahrer die Distanzanzeige im Display nicht mehr ablesen oder Distanzangaben nicht mehr selbst einschätzen muss. Erleichtert wird der Abbiegevorgang zudem durch die räumliche Richtungsanweisung: Die Instruktion zum Abbiegen erfolgt jeweils aus der Richtung, in die das Fahrzeug fahren soll. So bleiben der Blick des Fahrers in stressigen Fahrsituationen, beispielsweise im Stadtverkehr in unbekannter Umgebung, auf der Straße und der Kontext einer Navigations-Ansage besser in Erinnerung. Dank der räumlichen Tonausgabe kann die Soundquelle im Fahrzeug nahezu frei bewegt und von jedem zur Verfügung stehenden Lautsprecher abgespielt, bzw. überlagert werden, um die Aufmerksamkeit des Fahrers zu lenken. Vom Fahrer kann dabei die Richtung des akustischen Hinweises auf bis zu acht Winkelgrade genau aufgelöst werden. Besondere Fahrzeugzustände lassen sich mittels eines sogenannten auditiven Displays hörbar darstellen.
Auch in anderen Situationen wird die Bedeutung der modifizierten Audio-Ausgabe deutlich: So kann das System zum Beispiel den Blinker-Ton mit weiteren Informationen anreichern. Startet der Fahrer einen Überholvorgang und setzt den Blinker, wird dieser zu einem Toter-Winkel-Assistenten, indem sein Ton mit einer akustischen Warnung überlagert wird. Erst wenn die linke Fahrspur frei ist, klingt der Blinker wieder wie gewohnt und der Fahrer kann das Spurwechselmanöver nach dem obligatorischen Schulterblick einleiten. Dadurch muss der Fahrer nicht mehr dauerhaft nach der freien Lücke im vorbeiziehenden Verkehr suchen und kann sich besser auf das vorausfahrende Fahrzeug konzentrieren. Auf ähnliche Weise funktioniert auch die Kollisionswarnung, bei der das System dank der Live-Datenanbindung zum Beispiel über sich näherende Fahrzeuge sogar hinter der nächsten Kurve informiert werden könnte und den Fahrer umgehend mit einem Warnton über eine mögliche Kollision informiert. „Die beiden Warnmodi unseres funktionalen Audio-Systems bringen den Fahrer auf Ohrenhöhe mit dem Verkehr. So gestalten wir die Mensch-Maschinen-Kommunikation intuitiver und sorgen für erhöhte Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer “, fasst Hiebl zusammen.
Sound-Tuning für individuelle Klangerlebnisse
Mit dem zentralen Audio-Management von Continental ist es darüber hinaus erstmals möglich, Klangschemata systemübergreifend über das gesamte Fahrzeug hinweg anzupassen und dabei Soundalgorithmen sämtlicher namhafter Hersteller zu integrieren. Dank dieses Ansatzes kann die Klangausgabe nun mit allen zur Verfügung stehenden Effekten belegt werden, die von der Fahrzeugsensorik automatisch gesteuert werden. Automobilhersteller realisieren so ganz einfach neue Sound-Funktionen und bieten ihren Kunden somit ein individuelles und markenspezifisches Klangerlebnis. Für Fahrer, die ihrer Umgebung gerne eine persönliche Note verleihen, hält das System verschiedene Möglichkeiten zur Individualisierung bereit. Dafür können Sounds selbst während der Laufzeit heruntergeladen und eingespielt werden. Ob die verschiedenen Töne für nicht-sicherheitskritische Funktionen im Auto dann wie Vogelzwitschern, Elemente aus dem Lieblingssong oder Töne aus Science-Fiction-Kinohits klingen, bleibt dem Geschmack des Fahrers überlassen.
Dafür können auch Klangalgorithmen von Drittanbietern, zum Beispiel Geräuschunterdrückung oder 3D-Sound, als Plug-in flexibel eingebunden werden. Alle Funktionen und Einstellungen sind mittels eines Entwicklungstools mit grafischer Benutzeroberfläche konfigurierbar. Dies ermöglicht Entwicklern, Tondesigns und Einstellungen vorab zu simulieren und in Echtzeit im richtigen Fahrzeug auszuprobieren, zu verändern und abzuspeichern. Dies verkürzt die Entwicklungszeit der Soundeffekte und sorgt für mehr Effizienz.
Ganzheitliches Klangerlebnis – nicht nur für die Oberklasse
Natürlich enthält das zentrale Audio-Management alle üblichen Funktionen, kann zum Beispiel Inhalte von mobilen Endgeräten streamen und Prioritäten in der Wiedergabe setzen. Dafür sind keine Hardware-Modifikationen nötig, sodass die Software beispielsweise auf der Head-Unit laufen kann. Dabei profitieren manche Funktionen von höherwertigen, mehrkanaligen Lautsprecher-Systemen. Grundsätzlich funktioniert das System aber bereits ab zwei Lautsprechern im Fahrzeug und ist damit nicht auf die Oberklasse beschränkt. Neben der Anbindung an externe Quellen wie der Cloud, durch die Updates über einen sicheren Remote-Zugriff eingespielt werden können, ist auch das Einspielen neuer Funktionen mittels Apps für den Endkunden möglich.
Sebastian Fillenberg
Leiter Content, Mediensprecher und Themenverantwortlicher Architecture and Networking
Continental Automotive