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      Mehr als nur autonomes Fahren: künstliche Intelligenz in der Autoindustrie

      KI spielt dabei eine Schlüsselrolle, sowohl in der Entwicklung neuartiger Fahrzeuge als auch in der Produktion – und wird zum Wettbewerbsfaktor. Continental plant einen fließenden Übergang von hochentwickelter Fahrassistenztechnik zum automatisierten Auto. Doch KI ermöglicht der Autoindustrie mehr als das autonome Fahren. Ein Schwerpunkt beim Einsatz von KI bei Continental ist aktuell der Fahrzeuginnenraum. Er soll mehr bieten als nur Komfort. Die Funktionalität des Innenraums, der auf vielfältige Weise mit seinen Passagieren interagiert, entscheidet über die Akzeptanz der Automation. Dabei tritt die Hardware zurück – und die Software in den Mittelpunkt. „Das Cockpit von morgen bedeutet für unsere Entwicklung eine immer stärkere Trennung von Soft- und Hardware sowie die konsequente Öffnung für Open-Source-Software aus vielen Quellen und damit auch für neue Geschäftsmodelle“, sagt Michels.

      Besonders die Kommunikation zwischen Nutzer und Fahrzeug stehe dabei im Fokus. KI schafft die Grundlage für einen intuitiven Dialog zwischen Mensch und Maschine. Dazu muss sie in der Lage sein, individuelle Fahrer zu erkennen und ihnen angemessen zu begegnen.

      Ein Beispiel: Jeder Fahrer pflegt einen anderen Fahrstil. Was einem Nutzer zu schnell vorkommt, empfindet der andere als langsam. Bremsvorgänge, Überholmanöver, Beschleunigung – all diese Verhaltensweisen sind individuell. Übernähme künftig eine Automation das Fahren, könnte sie zwar unfallfrei navigieren, den Nutzer durch falsches Fahrverhalten aber dennoch verärgern. Es genügt, wenn die maschinellen Fahreigenschaften von denen des Fahrers minimal abweichen. Dabei kommt es auf Feinheiten an.

      Mittels Algorithmen und Erfahrungswerten lernt KI angemessenes Verhalten. „Das Fahrzeug muss den Passagier leiten, ohne ihn zu bevormunden, um die gewünschten Funktionen aus der Fülle der Möglichkeiten in einer verständlichen Form anzubieten“, sagt Michels. Nur wenn die Maschine Beobachtungen des Fahrers konsequent in ihr eigenes Verhalten integriert, steigt die Zufriedenheit ihrer Nutzer und so die Akzeptanz für selbstfahrende Fahrzeuge. Der Innenraum eines Fahrzeugs muss empathiefähig sein, die Gefühle und die Wahrnehmung seiner Nutzer kennen und in eigenes adäquates Handeln umwandeln. Continental nutzt dafür Sensoren unterschiedlicher Art. Dazu zählen neben Sensoren zur Spracherkennung und Gesichtserkennung auch neuartige medizinische Sensoren, die Herzschlag, Blutzucker und Blutdruck erfassen. KI erkennt schon jetzt die Blickrichtung und den Grad der Aufmerksamkeit des Fahrers.

      Bereits heute bietet Continental Anzeige- und Bedienlösungen wie 3-D-Touch-Displays oder Head-up-Displays an, die viele dieser Informationen nutzen. Dank HPC werden in modernen Cockpits die Grenzen verschiedener Bildschirme im Fahrzeug aufgehoben. Mittels Müdigkeits- und Blickrichtungserkennung helfen die Systeme zusätzlich dabei, die Sicherheit der Insassen zu verbessern. „Damit heben wir die Mensch-Maschine-Interaktion auf eine völlig neue Ebene und legen den Grundstein für eine intuitive Kommunikation im vernetzten Cockpit von morgen“, sagt Frank Rabe, Leiter Human Machine Interface. Und die Entwicklung schreitet voran. Robert Thiel, Head of Artifical Intelligence im Umfeld der Fahrerassistenz, verspricht: „Wir werden bald neue KI‑basierte Produkte auf den Markt bringen. Und wir haben noch Platz im Rechenzentrum.“

      Damit das gelingt, nutzt Continental Rohdaten als Startpunkt für einen Prozess, der die KI‑Funktionen auch im Innenraum stetig verbessert. Neben den internen Daten werden zur Verbesserung von KI auch externe Informationen einbezogen. Dazu zählen Umweltdaten (Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder Helligkeit) oder Daten des Automobilunternehmens (zum Beispiel die Verfügbarkeit bestimmter Ersatzteile). Der empathische Innenraum dient indes als Hauptinformationsquelle, um autonomes Fahren serienmäßig Realität werden zu lassen. Und die Daten bleiben im Fahrzeug. Lediglich anonymisierte Informationen gelangen zur Optimierung der KI in die Cloud.

      In der Produktion unterstützt KI Roboter und Maschinen dabei, ihre Arbeitsweise zu verbessern. Software spielt eine wichtige Rolle in der Automatisierung der Fertigung.  Maschinen lernen selbst aus Fehlern und optimieren automatisch ihr Verhalten. Denn: „Wenn Maschinen von Menschen trainiert werden, können wir ihnen nur beibringen, was wir selbst wissen. Mit Machine Learning lernen sie, uns voraus zu sein“, erläutert Balázs Lóránd, Leiter des KI-Kompetenzzentrums in Budapest. Die Methode spannt ein künstliches, neuronales Netz zwischen den Maschinen, das dabei hilft, durch Erfahrungen zu lernen und neue Informationen mit vorhandenem Wissen zu verbinden.

      Immer häufiger kommen Fragen nach der Vereinbarkeit von KI und der ethischen Verantwortung des Unternehmens gegenüber seinen Kunden auf. „Für unsere Produkte, unsere Dienste und Arbeitsabläufe gelten 365 Datenschutztage im Jahr“, heißt es bei Continental. Datenschutz sei keine Sonderausstattung. Im KI-Kontext haben die Hannoveraner einen „Code of Ethics“ formuliert.

      Die Maxime: Eine nach ethischen Gesichtspunkten entwickelte KI soll den Menschen unterstützen und entlasten. Die Guideline umfasst acht Punkte und orientiert sich neben allen gesetzlichen Vorgaben der Länder, in denen Continental aktiv ist, an den Ethikrichtlinien der EU. Maria Anhalt, CEO von Elektrobit, berichtet: „Da sich die KI und die damit verbundene Wertvorstellung und Ethik ständig weiterentwickelt, werden wir auch unsere ethischen Richtlinien anpassen.“

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