Autonomer On-Demand-Verkehr emoin in Bergedorf gestartet
- Hamburgs erster autonomer On-Demand-Verkehr ist heute im Bergedorfer Villenviertel gestartet
- Fahrgäste können ab Dienstag, 21.09.21 ihre Fahrten kostenlos über die emoin-App buchen
- Das Forschungsprojekt ist Teil des RealLabHH
Hamburg 20.09.2021. Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH (VHH) bringt emoin gemeinsam mit Continental, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, der Prüfgesellschaft Dekra Automobil GmbH sowie dem Technologieunternehmen EasyMile auf die Straße. Im Beisein von Hamburgs Erstem Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher, Hamburgs Verkehrssenator Dr. Anjes Tjarks und Bergedorfs kommissarischem Bezirksamtsleiter Ulf von Krenski haben die Projektpartner heute die drei selbstfahrenden Shuttles offiziell in Betrieb genommen. Die Kleinbusse sollen die Lücke auf der „ersten und letzten Meile“, zwischen dem Wohnort und den nächstliegenden ÖPNV-Haltestellen, schließen.
Zum ersten Mal fahren selbstfahrende Shuttles im On-Demand-Verkehr in Hamburg
Die batteriebetriebenen Shuttles sind von Dienstag, 21. September 2021 bis zum 31. Oktober 2021 täglich von 8:30 Uhr bis 19:30 Uhr über die emoin-App (erhältlich im App- oder Google Play-Store) oder telefonisch unter der Nummer 040/72594-787 buchbar. Die Mitfahrt ist kostenlos.
Das Institut für Verkehrssystemtechnik des DLR stellt die Software zum Disponieren der bedarfsgesteuerten Shuttles zur Verfügung. Anders als beim Linienverkehr gibt es hier virtuelle Haltepunkte und keine festen Fahrpläne. Der DLR-Algorithmus koordiniert die Kleinbusse. Wird ein Fahrzeug gerade nicht benötigt, wartet es am Bergedorfer ZOB. Dadurch werden Leerfahrten vermieden und der Betrieb effizienter. Das DLR erforscht außerdem begleitend zum Testbetrieb die Nutzerfreundlichkeit des emoin-Service.
Bergedorfer Villenviertel ist idealer Standort für Erprobung
Das emoin-Bediengebiet erstreckt sich vom Bergedorfer ZOB über den Reinbeker Weg bis zur Daniel-Hinsche-Straße. Die Straßenverhältnisse im Bergedorfer Villenviertel bieten mit Hinblick auf zahlreiche projektspezifische Kriterien wie Straßenqualität, durchgehendes Tempo 30, parkende Autos und Steigungen optimale Rahmenbedingungen für den Einsatz der Shuttle-Flotte, die mit einer Betriebsgeschwindigkeit von maximal 18 km/h unterwegs ist.
Hochauflösende Radarsensoren erkennen Hindernisse
Das Technologieunternehmen Continental ergänzt die bestehende Sensorik der fahrerlosen Shuttles um weitere Radarsensoren. Weiterhin sind 3D-Flash-Lasersensoren des Unternehmens eingebaut, die ganze Verkehrsszenarien aufnehmen und damit das Fahrzeugumfeld genau erfassen. Die eingesetzten hochautomatisierten, elektrischen Fahrzeuge gehören zum Typ EasyMile EZ10 der dritten. Das Shuttle wurde bereits in mehr als 30 Ländern weltweit eingesetzt und ist dank automatischer Zustiegsrampe barrierefrei. Die vier Meter langen und etwa zwei Tonnen schweren Kleinbusse können in diesem Projekt bis zu fünf Fahrgäste aufnehmen. Da die Shuttles nach aktueller Gesetzgebung noch nicht fahrerlos unterwegs sein dürfen, ist stets ein Fahrzeugbegleiter der VHH an Bord, der zu jeder Zeit in das Verkehrsgeschehen eingreifen kann. Die Fahrzeuge sind außerdem technisch durch Expertinnen und Experten des Dekra Technology Center geprüft.
Hamburgs Erster Bürgermeister, Dr. Peter Tschentscher: „Mit emoin wird in unserer Stadt ein weiteres selbstfahrendes Fahrzeug in den Straßenverkehr integriert, um das autonome Fahren im Echtbetrieb zu erproben. Zugleich geht im Oktober auf der Strecke der S21 die erste digital gesteuerte S-Bahn in Betrieb. Das sind starke Impulse aus Hamburg für die Entwicklung der Mobilität von morgen, die durch das ‚RealLab Hamburg‘ und den ITS-Weltkongress näher rückt. Ich wünsche dem emoin-Bus viel Erfolg und allzeit gute Fahrt.“
Hamburgs Verkehrssenator, Dr. Anjes Tjarks: „Mit emoin kommen ein Leuchtturmprojekt der Digitalisierung sowie die Zukunft der On-Demand-Verkehre nach Bergedorf. Das E-Shuttle zeigt, wie wir die Mobilitätswende erfolgreich in die äußere Stadt bringen können, denn es zahlt gleich mehrfach auf die Mobilitätswende ein: Der autonome Kleinbus bindet in seinem Bediengebiet nicht nur rund 5.000 Menschen auf der ersten und letzten Meile an das ÖPNV-Netz an und bietet ihnen auf Bestellung an über 50 Haltepunkten im Bediengebiet eine fußläufig gut erreichbare, bequeme und schnelle Anbindung an die S-Bahnstation und damit an das Bergedorfer Zentrum sowie die Hamburger City, er stellt auch eine gute Alternative zum eigenen Auto dar, erspart die Parkplatzsuche und ist darüber hinaus emissionsfrei und leise unterwegs. Das sorgt für weniger Verkehr auf Bergedorfs Straßen sowie für bessere Luft und mehr Aufenthaltsqualität. Nicht zuletzt zeigt das Shuttle, dass Hamburg in Sachen smarter und digitaler Mobilität Vorreiter ist und Pilotprojekte in die konkrete Umsetzung bringt, damit die Hamburgerinnen und Hamburger ihre Vorteile selbst erleben bzw. erfahren können.“
Kommissarischer Bezirksamtsleiter Bergedorf, Ulf von Krenski: „Am Anfang von großen und innovativen Projekten weiß niemand, wie viel Arbeit in Folge der Initiierung eines Autonomen Shuttles für die Bergedorfer:innen steckt. Heute können wir sagen – sehr viel. Allerdings haben wir gemerkt, wie viele Bergedorfer:innen zusammen arbeiten, um dieses Shuttle auf die Fahrbahn zu bekommen. Dies muss heute im Fokus stehen – die Zusammenarbeit für eine innovative und zukunftsweisende Mobilität. In Bergedorf sind Pilotprojekte dieser Art sehr willkommen. Wir wollen unseren Beitrag leisten, die Mobilitätswende erfolgreich zu gestalten“
VHH-Geschäftsführer, Toralf Müller: „Die VHH bewegt seit über 100 Jahren die Metropolregion Hamburg und wir wollen auch weiterhin die Zukunft der Mobilität mitgestalten. Im Forschungsprojekt emoin sammeln wir Erfahrungen im Betrieb selbstfahrender Fahrzeuge in einem Reallabor. Das ist eine einzigartige Gelegenheit, um unter anderem die Anforderungen an die Fahrzeugtechnik und die Straßeninfrastruktur ableiten zu können. Gemeinsam mit unseren Partnern möchten wir diese Technologie nun weiterentwickeln und durch unsere bereits bestehende große Nähe im Einsatzgebiet die Akzeptanz für autonomes Fahren stärken.“
Continental, Dr. Andree Hohm: „Wie alle Projektpartner sind wir stolz und dankbar, Teil des Projektes zu sein, um erstmals so umfangreich Erfahrungen zu sammeln. Wir steuern sowohl die Bremstechnologie als auch die Sensoren zur Umfeld-Wahrnehmung und Positionsbestimmung bei. Darüber hinaus liefern wir vor allem auch die App, mit welcher die Passagiere ihre Fahrt komfortabel und on-demand buchen können.“
Managing Director DACH & Eastern Europe at EasyMile, Benedikt Sperling: „Das RealLabor Hamburg ermöglicht es allen Partnern, autonomes Fahren zu erproben und Erkenntnisse in den zukünftigen Realbetrieb solcher Fahrzeuge einfließen zu lassen."
Sören Pinkow
Mediensprecher und Themenverantwortlicher Safety and Motion
Continental Automotive