Abdullah Sojudi
Mein Name ist Abdullah Sojudi. Mein Vater ist einer der Gegner des iranischen Regimes. Er war gezwungen in eines der Nachbarländer des Irans zu flüchten. Er wird immer noch verfolgt, weshalb wir uns heimlich dort aufhielten, immer mit der Angst, dass das iranische Regime ihn, wie seine Freunde, ermorden wird. Das bedeutete auch, dass mein Vater, als ich geboren wurde, nie zur iranischen Botschaft ging, um meine Staatsangehörigkeit zu bekommen. Er wollte nicht identifiziert werden. Somit bin ich in unserem Nachbarland als Staatenloser aufgewachsen. Als ich klein war, war mir das egal. Als ich älter wurde, hatte ich das Gefühl, dass ich überhaupt keine Rechte als Person hatte. Ich wollte zum Beispiel Elektrotechnik studieren, weil ich jedoch keine Dokumente hatte, durfte ich zwar in die Schule gehen, aber mich nicht zur Abschlussprüfung anmelden oder daran teilnehmen. Ich konnte weder ein Bankkonto, noch einen Führerschein haben und es gab noch viele weitere Probleme.
So habe ich mich entschieden, in ein Land zu gehen, in dem ich als Mensch Rechte habe und bin Ende 2014 nach Deutschland geflüchtet.
Meine Reise hat fast zwei Monate gedauert. Da ich keine Dokumente hatte, musste ich 7 Länder illegal überqueren. Diese zweimonatige Reise ist eine der schlimmsten Erinnerungen meines Lebens.
Als ich in Deutschland ankam, durfte ich endlich lernen und fing an wie verrückt Deutsch zu üben. Ich habe mich an drei Schulen registrieren lassen. Ich ging morgens zur Schule, am Nachmittag zum Deutschkurs und zweimal die Woche noch in die Abendschule.
Ich lebte in einem Flüchtlingsheim, das neben Continental lag. Somit bin ich auf Continental aufmerksam geworden. 2016 habe ich mich dort beworben und wurde übernommen. Die Einstiegsqualifizierung hat ein Jahr lang gedauert und danach habe ich eine Ausbildungsstelle als Elektroniker für Geräte und Systeme bekommen.
Nach der Ausbildung wurde ich übernommen und jetzt arbeite ich in der Leiterplatten-Produktion als Facharbeiter. Meine Arbeit besteht darin, die Produktion aufrechtzuerhalten (Störungen beheben, Maschinen reparieren) und die Leiterplatten zu analysieren.
Continental bedeutet mir viel! Dort wurde ich sehr herzlich begrüßt und Continental gab mir die Bildung, die ich mir immer wünschte.
Ich liebe meinen Job sehr, das war einer der Jobs, die ich immer wollte. Ich habe früher als Hobby den Computer, die Waschmaschine, den Lüfter meiner Freunde, Nachbarn oder Bekannten repariert, wenn diese kaputt waren. Jetzt muss ich in meiner Firma auch Anlagen reparieren. Dies ist eines der Dinge, die ich liebe und die mir Spaß machen!
Ich bedanke mich für die Chance und das Vertrauen.
Mein Rat an andere:
Nachdem ich viele Strapazen ertragen und 7 Länder durchquert hatte, kam ich an einem regnerischen Tag in Deutschland an und kannte nirgendwo jemanden.
Ich habe ein Polizeiauto angehalten und fragte, wo das Flüchtlingslager sei.
Das erste, was ich von der Polizei hörte, war "Willkommen in Deutschland".
Dieser Satz beeindruckte mich so sehr, dass ich mir geschworen habe, dass Deutschland es nie bereuen würde, mir Asyl gewährt zu haben.
Und das ist mein Rat an alle:
Wenn jemand gut zu dir ist, dann sei auch gut zu ihm!
Datum: 06.08.2021