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      13. Juli 2021

      Mein Coming Out - ein kontinuierlicher Prozess

      Als Mitglied der LGBTQIA+-Gemeinschaft und auf der Grundlage meiner eigenen Erfahrungen ist das "Coming-out" ein kontinuierlicher persönlicher, sozialer und beruflicher Akzeptanzprozess.

      Entgegen der allgemeinen Annahme ist das "Coming-out" für uns LGBTQIA+-Mitglieder:innen kein einmaliges Ereignis, ganz im Gegenteil kann ich aufgrund meiner eigenen Erfahrung als homosexueller Mann sagen, es ist vielmehr ein Prozess. Es ist nicht einfach, eine queere Person zu sein, vor allem in einem schwierigen Umfeld. Ich wusste, dass ich homosexuell bin, als ich zwei oder drei Jahre alt war, aber erst mit Mitte 20 habe ich mich damit abgefunden und mich selbst akzeptiert. Erst dann fühlte ich mich wohl dabei, mit meinen engsten Freund:innen und später mit meiner Familie darüber zu sprechen.

      Ich begann 2010 bei Continental im Werk in Cuenca als Praktikant im Einkauf zu arbeiten. Nach eineinhalb Jahren bekam ich die Möglichkeit, mein Studium in einer anderen Stadt fortzusetzen, so dass sich meine Wege bei Conti kurzzeitig trennten. Glücklicherweise kehrte ich Ende Januar 2013 zu Conti nach Quito zurück. 2017 zog ich nach Hannover, um meine jetzige Stelle anzutreten.

      Ab einem gewissen Punkt hatte ich zwei Leben: eines auf der Arbeit und ein weiteres außerhalb meines beruflichen Umfelds. Einer der Hauptgründe, warum ich diese Trennung beibehalten habe, war die heteronormative Kultur am Arbeitsplatz. Bei manchen Witzen oder Gesprächen nahmen die Leute einfach an, dass ich eine "Freundin" oder "Frau" habe, und ihre anschließenden Fragen trugen nur dazu bei, ein bestimmtes Bild von mir zu zeichnen. Irgendwann ertappte ich mich dabei, dass ich "Partner" sagte, um zu antworten, und manchmal tue ich das immer noch. Ehrlich gesagt hatte ich Angst, dass sich diese Vorgehensweise auf meine berufliche Laufbahn auswirken könnte, denn nicht jede:r Angehörige des Spektrums fühlt sich sicher, sich in allen Bereichen seines Lebens zu outen, und nicht jede:r Angehörige sollte das Bedürfnis oder den Druck verspüren, dies zu tun.

      In meinem Fall wurde mir klar, dass ich diesen Weg nicht weiter beschreiten wollte, da es anstrengend, verwirrend, überwältigend und stressig sein kann. Deshalb habe ich begonnen, meine wahre Identität mit meinen engsten Mitarbeiter:innen zu teilen, wodurch ich stärkere und vertrauensvolle Beziehungen aufbauen konnte. Ich habe auch die Co-Pride Community bei Continental gefunden und bin ihr beigetreten. Hier konnte ich erfahren, wie andere LGBTQIA+-Mitglieder:innen in unserem Unternehmen stolz leben und sich gegenseitig unterstützen, einschließlich unserer Verbündeten, die ein wichtiger Teil unserer Gemeinschaft sind.

      Am Anfang war ich schockiert, dass es in unserem Unternehmen eine solche Gemeinschaft gibt, aber dann wurde mir klar, dass Continental sich bemüht, ein inklusiveres und sicheres Umfeld zu schaffen, indem es seine Unternehmensrichtlinien verbessert, Veranstaltungen zur Sensibilisierung für Vielfalt durchführt und an CSD- und Pride-Events teilnimmt. Sicherlich gibt es noch viel zu tun und zu erreichen in Bezug auf Vielfalt und Inklusion innerhalb der gesamten Organisation, aber heute fühle ich mich völlig ermächtigt, mein wahres Gesicht bei der Arbeit zu zeigen und offen damit umzugehen.

      Als Aktivist setze ich mich für ganzheitliche Vielfalt und Inklusion an unserem Arbeitsplatz ein, denn wir alle müssen uns frei fühlen können, so zu sein, wie wir wirklich sind.

      Dieser Artikel wurde von unserem Mitarbeiter geschrieben.

      Jose Calle

      Global Sea & Air Freight Manager

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