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      24. August 2021

      Continental Geschichten von vor über 70 Jahren

      Unsere Mitarbeiterin Ilse Knoll im Portrait

      Ilse, geboren 1925 in Hannover, berichtet von ihrer Arbeit und ihren Erlebnissen bei Continental in Hannover zu Kriegszeiten und wie ihre Enkelin Ines nach der Übernahme von Siemens VDO durch Continental die Continental-Familientradition in Regensburg weiterführt.

      „Mein Name ist Ilse, ich bin 96 Jahre alt und komme aus Hannover. Meine Ausbildung zur ‚Technischen Assistentin für Chemie und Biologie‘ absolvierte ich in Berlin. Da ich aber unbedingt in meine Heimatstadt zurückkehren wollte, bot sich Continental in Hannover als zukünftiger Arbeitgeber an. Glücklicherweise fand ich dort direkt eine Stelle und arbeitete ab dem Jahr 1943 im Hauptlabor am Standort Vahrenwalder Straße.

      Bei Continental in Hannover wurden schon damals Produkte rund um den Kautschuk produziert. Unsere Aufgabe bestand im Wesentlichen aus der Prüfung aller Materialien und der anschließenden Freigabe für die Fertigung. Aufgrund eines Brandes im Labor wurden wir jedoch bereits 4-5 Monate später ins nahegelegene Limmer, an den dortigen Continental Standort, ausgelagert. Dort verbrachten wir während der Sanierung mehrere Wochen und verrichteten unsere übliche Arbeit. Während die anderen Kollegen:innen dann wieder nach Hannover zurückkehrten, wechselte ich intern zu einem kleinen Latexlabor und arbeitete dort meine restliche Zeit bei Continental. Insgesamt waren wir hier nur zu dritt – ein Vorgesetzter, ein anderer Mitarbeiter und ich. Mein Vorgesetzter wurde jedoch schon kurz darauf in den Krieg einberufen, sodass ich zur Chefin ernannt wurde. Unsere Aufgabe im Labor war die Qualitätsüberprüfung der Viskose für OP-Handschuhe, welche u.a. im Werk produziert wurden. Nach Kriegsende haben wir dann auch die ersten Autositze aus Latexschaum entworfen. Wir waren immer nur zu zweit oder dritt im Labor, aber das selbstständige Arbeiten fand ich sehr interessant.

      Continental – Schutzbunker für Angestellte

      Während des Krieges lebte ich insgesamt in drei verschiedenen Wohnungen, da die ersten beiden ausgebombt wurden. In der intensivsten Phase wurde Hannover damals jeden Abend Opfer von Luftangriffen. Meine dritte Wohnung befand sich am Vahrenwalder Platz, in der Nähe des Continental-Werkes. Das Unternehmen war zu dieser Zeit für mich und viele andere Kollegen/innen ein Lebensretter, da wir uns abends dank unserer Mitarbeiterausweise, die es schon damals gab, ganz offiziell im Keller verstecken durften und so vor den Bombardements besser geschützt waren. Man ging davon aus, dass die Gebäude, die für die schweren Produktionsmaschinen in den oberen Stockwerken gebaut waren, die Bomben aufhalten würden. Die Bomben sollten bereits in den oberen Stockwerken explodieren und nicht ins Untergeschoss vordringen können. Wir wurden mittels Sirenen über einen bevorstehenden Angriff gewarnt, sodass wir unmittelbar zum Werk laufen konnten. Das war für mich eine große Erleichterung. Zuhause lag man damals meistens angezogen im Bett, um im Notfall keine Zeit zu verlieren.

      Kostenlose Fahrradreifen zum Tausch gegen Essen

      Auch die Versorgung bei Continental wurde selbst in den schlechtesten Zeiten aufrechterhalten. Mittags bekamen wir in der dortigen Kantine täglich Essen für ein paar Lebensmittelmarken. Sogar nach dem Krieg, als die Vorräte knapp waren, erhielten wir alle manchmal kostenlose Fahrradreifen von Continental. Diese konnten bei Bedarf auch gegen Lebensmittel oder andere Dinge eingetauscht werden. Darüber haben wir uns immer sehr gefreut, das hat es für uns leichter gemacht.

      Nach circa sechs oder sieben Jahren endete schließlich meine Zeit im Unternehmen, da ich heiratete. Später konnte ich das Wissen, welches ich mir bei Continental über Kunststoffe angeeignet habe, auch in meinem neuen Beruf anwenden. Zusammen mit meinem Mann habe ich Schulwandkarten restauriert und später auch Reliefkarten modelliert. Zu meinen ehemaligen Continental Kolleg:innen hatte ich danach leider keinen Kontakt mehr, da ich aus Hannover weggezogen bin.

      Ilse mit ihrer Enkelin Ines

      Immer wenn ich an einem Continental-Werk vorbeifahre, blicke ich freudig auf meine Arbeit im Unternehmen zurück. Auch wenn die Zeit damals nicht einfach war und vom Krieg dominiert wurde, verbinde ich mit Continental ausschließlich positive Erinnerungen. Meine Enkelin, Ines, arbeitete ursprünglich bei Siemens VDO. Als ich von der Übernahme durch Continental erfuhr, war das für mich wie ein Heimatgefühl und auch für Ines von Anfang an positiv behaftet. Es freut mich sehr, dass ich dadurch noch immer mit dem Unternehmen in Verbindung stehe und mit Ines meine Erinnerungen an Continental gemeinsam aufleben lassen kann.“

      Dieser Artikel wurde durch unsere Mitarbeiterin in enger Absprache mit Ilse Knoll verfasst.

      Ilse Knoll

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